Podcast-Episode 006: Was Flauten dir sagen wollen

von yvonne 

Flauten sind natürlich und gehören zum Leben dazu. Der Wind weht schließlich auch nicht immer gleichmäßig. In dieser Episode erzähle ich dir, was eine Flaute dir erzählen will.

Ich hatte bis vor kurzem eine Leseflaute. 

Das war tatsächlich eine längere Flaute von fast einem Jahr, in dem ich gerade mal fünf Bücher zu Ende gelesen habe. Zum Vergleich: Normalerweise lese ich 50 - 70 Bücher pro Jahr. Und vor allem: Ich lese wirklich sehr gerne. Meine Leseflaute sah in etwa so aus: Ich fing ein Buch an, auf das ich mich schon lange gefreut hatte, las begeistert 20 Seiten und dann passierte eins der folgenden drei Dinge: Ich fand das Buch doch nicht mehr so toll. Ich hatte plötzlich gar keine Zeit mehr zum Lesen und das Buch lag wochenlang auf meinem Nachttisch. Oder ich fand es einfach anstrengend geschrieben und konnte mich nicht richtig reindenken.

Das Ergebnis war jedenfalls immer dasselbe: Ich las ein paar Wochen lang gar nichts und fing dann was Neues an. Dass ich überhaupt Bücher zu Ende gelesen habe, verdanke ich meinem Lesekreis, auf den ich mich ja regelmäßig vorbereiten musste.

Natürlich habe ich andere Sachen gelesen, aber immer nur kurze Texte oder Ausschnitte von irgendwas. Ich war innerlich einfach nicht bereit, Bücher zu lesen. Ein bisschen geärgert hat mich das schon, weil ich die 50 - 70 Bücher pro Jahr auch in Zeiten gelesen habe, wo ich genauso viele Stunden pro Woche gearbeitet habe. Und ich habe ein paar mal gedacht, ob ich vielleicht jetzt einfach nicht mehr so gerne lese. Bis mir klar wurde, dass das eine Flaute ist. Dass mein Wind gerade vielleicht nicht beim Lesen weht. Aber sicher wiederkommen wird.

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Ich bin dabei!

Solche Flauten kann es in allen Bereichen des Lebens geben.

Vielleicht bist du gerade in einer Phase, in der du nicht so gerne andere Menschen triffst, obwohl du das eigentlich sehr gerne machst. Oder du schaffst es nicht, regelmäßig auf Social Media zu posten, obwohl du dir das fest vorgenommen hast. Oder du bringst einfach kein Wort aufs Papier, obwohl du dir dein Buch so sehr wünschst.

Mir ist das in unterschiedlichen Bereichen immer wieder passiert, und zwar vor allem, seit ich selbstständig bin. Ich habe dabei immer wieder dieselben Muster entdeckt, die damit zusammenhängen, was für Dinge gerade bei mir im Fokus stehen.

Wenn wir mit unserem Wissen arbeiten, zählt Kreativität immer zu unseren Aufgaben. Wir müssen aus den Gedanken in unserem Kopf Dienstleistungen, Produkte oder Bücher machen, für die wir Kund*innen oder Leser*innen finden. 

Um Flauten zu verstehen, muss man sich diesen kreativen Prozess ein bisschen näher anschauen. Kreativität ist definiert als schöpferische Kraft, das lateinische Wort “creare” heißt nichts anderes als “erstellen”. Wenn wir kreativ sind, erschaffen wir also etwas Neues. Und “etwas Neues” kommt ja nicht aus dem luftleeren Raum, sondern es entsteht durch Kombination von verschiedenen Elementen. 

Wenn ich ein Bild erschaffen will - das ist ja auch etwas Kreatives - kombiniere ich Leinwand und Farben so, dass etwas entsteht, das meine Gedanken und Emotionen zum Ausdruck bringt. Und das es vorher noch nicht gab. Wenn ich eine Podcast-Episode erstelle, bringe ich viele Impulse und Einflüsse zusammen und forme daraus ein neues Thema. Das sind teilweise Impulse, die ganz frisch sind, und andere, die Jahrzehnte zurückliegen können. Weil jeder Mensch ein anderes Leben führt, andere Erlebnisse hatte und vielleicht auch ähnliche Erfahrungen ganz unterschiedlich einordnet, können durch dieselben Impulse komplett verschiedene Dinge entstehen. Also immer etwas Neues.

Es braucht also immer drei Dinge oder drei Teilprozesse, um etwas Kkreatives zu tun: Input, Verarbeitung und Output.

Beim Bild brauche ich die Materialien. Das ist mein Input. Aber auch alle Bilder, die ich je gesehen habe, die Welt um mich herum, mein Leben bisher und vielleicht sogar, was ich heute gefrühstückt habe, sind der Input für das Bild. Das ist die große Masse, aus der ich mich im kreativen Prozess bedienen kann. Manche Einflüsse sind sehr stark sichtbar, andere erkennt man vielleicht kaum. Trotzdem sind sie da.

Und aus diesen ganzen Einflüssen entsteht dann ein Bild.

Das ist der Output-Prozess, bei dem du malst und alles auf die Leinwand bringst, was deiner Vision entspricht. Am Ende steht deine eigene kreative Leistung.

Auf der einen Seite hast du also in dir und um dich herum eine große Masse an Material. Und diese Masse wird täglich mehr, weil ja immer neue Impulse hinzukommen. Auf der anderen Seite steht dein fertiges kreatives Ergebnis. Das Neue, das aus dir kommt. Um aus dieser großen Masse etwas Neues schöpfen zu können, muss zwischen Input und Output aber noch etwas passieren. Und das ist das, was ich als Verarbeitung bezeichne. 

In uns drin werden all die Impulse neu sortiert, kombiniert und zu etwas Einzigartigem vermischt. Diese Phase findet meist unbewusst statt. Bei mir immer dann, wenn ich mit etwas anderem oder mit so gut wie nichts beschäftigt bin. Wenn ich die Spülmaschine ausräume. Mit dem Rad durch die Natur fahre. Oder spazierengehe. Dann hat mein Gehirn Zeit, all die losen Enden, all die spannenden neuen Dinge mit dem zu verknüpfen, was ich vorher schon wusste. 

Dieser Prozess ist übrigens auch immer genau in dem Moment losgegangen, in dem ich eins der vielen angelesenen Bücher zur Seite gelegt habe. Dann sprudelten in meinem Kopf Gedanken, neue Ideen kamen auf, verknüpften sich mit alten zu etwas Neuem. Dieser Prozess ist so wichtig, um etwas zu erschaffen. Und wenn wir uns Zeit und Raum dafür nicht nehmen, dann entstehen Flauten. Beim Lesen, also beim Input, oder auch beim Schreiben, also beim Output. Und zwar immer an den Stellen, an denen du das unbewusst zulässt.

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In der Zeit meiner Leseflaute habe ich mich intensiv fortgebildet. 

Täglich neue Dinge gelernt und aufgesogen. Dass ich abends dann nicht noch mehr in meinen Kopf bringen konnte, ist eigentlich total logisch. Ich habe mir damit einfach die Zeit freigeräumt, das Gelernte auch in mir zu verarbeiten und mir anzueignen. Nicht nur mechanisch etwas umzusetzen, was gar nicht meins ist.

Das wäre nämlich die Alternative, und das geht natürlich auch. Ich kann aus Input auch direkt Output erzeugen, ohne den Filter in mir. Viele tun das, um produktiver zu sein, was aber tatsächlich Quatsch ist und dazu gleich mehr. Wichtig ist mir, vorher noch kurz zu erklären, was es für die Qualität von Inhalten bedeutet, wenn diese innere Phase der Verarbeitung nicht stattfindet.

Wenn nur Input und Output da sind, wenn du also nur liest, lernst, Podcasts hörst, Videos schaust und dann noch schnell deinen Blog-Artikel oder dein nächstes Kapitel schreibst, dann fehlt ein ganz wichtiger Teil. Dann fehlst nämlich du, die etwas Besonderes, Einzigartiges, Neues aus diesem ganzen Input macht. Den Input können auch andere zusammenfassen, sortieren und aufschreiben. Aber ihn durch dich als Filter laufen zu lassen, ihn anzureichern mit deinen Erfahrungen, deinen Emotionen und Gedanken, ihn einmal kräftig durchzumischen und dann alles wegzuwischen, was du nicht mehr brauchst, was nicht mehr zu deiner eigenen Vision zählt - das ist wirkliche Kreativität. Das macht deine Inhalte wirklich zu deinen.

Oscar Wilde hat das mal so ausgedrückt: Talent borrows, genius steals. 

Talent leiht, Genie stiehlt. Ich kenne den Satz aus einem Lied von Tocotronic, einer meiner Lieblingsbands. Es ist die zweite Zeile im Lied “Gegen den Strich”, das ich von Herzen in den Shownotes verlinken werde (https://www.youtube.com/watch?v=VZn93P_KndM). Und ich habe das Lied und den Satz zum ersten Mal vor vielen, vielen Jahren gehört. Bin darüber gestolpert, fand ihn unlogisch und er hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Ich habe dann relativ gebraucht, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, weil er mir anfangs sehr unlogisch erschien. Aber: Ich hab mein persönliches Verständnis mittlerweile entwickelt und teile das natürlich hier auch gerne mit dir. 

Dieser Satz meint gerade nicht, dass es genial ist, etwas von anderen zusammenzusuchen und es als Eigenes auszugeben. Das ist in Wahrheit nämlich nur geliehen: Die Gedanken bleiben ja die des anderen, auch wenn man sie übernimmt. Ich habe eben davon gesprochen, dass wir den inneren Verarbeitungsprozess brauchen, um uns etwas anzueignen, es zu formen, uns in das Erfahrene einzubringen und es zu einem Teil von uns, etwas Eigenem und Einzigartigen zu machen. Und wie nennt man das, wenn man etwas Fremdes nimmt, es sich aneignet und etwas Eigenes daraus macht? Genau, stehlen. Und das erklärt den Satz für mich. Wenn jemand einfach etwas übernimmt, abschreibt, als Eigenes ausgibt, versucht diese Person nämlich gar nicht, die Idee zu stehlen und zu seiner zu machen. Sondern das Ziel von so etwas ist, den Erfolg der Idee zu stehlen - ohne sich dem kreativen Prozess der Verarbeitung stellen zu müssen. Und das merkt man den Inhalten tatsächlich an. Sie sind dann leer und ohne Persönlichkeit. Sie könnten von jedem Menschen kommen.

Wenn du also eine Flaute hast, kann es sein, dass dieser Verarbeitungsprozess in dir selbst mehr Zeit und Raum braucht. Ich empfehle dir auf jeden Fall, diesen Prozess zuzulassen, auch wenn du glaubst, dass du jetzt unbedingt ganz viel lernen oder schreiben musst. Wenn du unter Druck in einer solchen Phase Texte produzierst, werden sie nicht so sehr deine eigenen sein, wie du es dir vielleicht wünschst. Wenn du einen Abgabe-Termin hast oder Zusagen einhalten musst und trotzdem kreativ bleiben willst, kannst du einfach auch den Input herunterfahren. Vielleicht mal eine Woche lang keine fremden Ideen in deinen Kopf lassen und einfach beobachten, was passiert. 

Wie am Anfang schon erzählt, passiert dieser Verarbeitungsprozess bei mir häufig während anderer Tätigkeiten. Und das hat zur Folge, dass ich wahnsinnig schnell werde, wenn ich dann schreibe. Ich schreibe im Schnitt 2.000 Wörter pro Stunde. Ist auch mal mehr oder mal weniger. Weil ich beim Schreiben überhaupt nicht überlege, was ich sagen möchte. Alles ist vorher schon da, weil ich diesen Prozess zugelassen habe. Und mich an den Text setze, wenn ich soweit bin.

Jetzt schreibe ich nicht nur 2.000 Wörter pro Stunde, sondern einfach auch regelmäßig sehr viel. Das heißt, ich lasse mir nicht wochenlang Zeit, bis ich den nächsten Text verfasse, sondern habe für mich einen ganz guten Rhythmus gefunden, diese drei Phasen in Balance zu halten. Und das wünsche ich mir für dich natürlich auch. Beobachte dich selbst, wie du in den unterschiedlichen Phasen bist, wie du Neues aufnimmst, verarbeitest und selbst erschaffst. Und dann kannst du dich selbst fragen: Welche Phasen haben bei dir überhand? Welchen könntest du mehr Raum einräumen?

Übrigens gebe ich in der letzten Juli-Woche einen 5-tägigen Live-Workshop zum Thema LEICHTschreiben. Da zeige ich dir Methoden, mit denen du viel leichter deine Worte fließen lassen kannst. Für den Workshop kannst du dich noch diese Woche anmelden und ich verlinke die Anmelde-Seite in den Shownotes. (https://mynextself.com/leichtschreiben/)

Meine Leseflaute ist übrigens tatsächlich gut ausgegangen.

Und zwar mit dem perfekten Buch. Ich habe mit Utopia Avenue von meinem Lieblingsautor David Mitchell begonnen und mich sofort zuhause und geborgen wie in einer weichen Decke gefühlt. Das Buch hatte ich mir sofort bei Erscheinen im letzten Jahr gekauft, aber seitdem nicht angerührt. Vielleicht weil ich für diesen Input einfach noch nicht bereit war.



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