Welcher Schreibtyp bist du?

von yvonne 

Wenn du auf Persönlichkeitstests stehst, wird dir dieser Artikel gefallen. Denn hier stelle ich dir acht verschiedene Schreibtypen und ihre Charakteristika vor. Du kannst herausfinden, welcher Schreibtyp du selbst bist (natürlich gibt es auch einen Test!) und so wertvolle Tipps ableiten, wie du typengerecht und damit erfolgreicher an deinen Schreibprojekten arbeitest.

Was fehlt: Ein Schreibtypentest

Da ich gerne Persönlichkeitstests mit ein bisschen Hintergrund mag und das Schreiben einen großen Teil meines Lebens ausmacht, habe ich mich schon lange gefragt, ob es nicht so etwas wie einen Schreibtypen-Test gibt. Also keinen Test, der mir irgendeine mittellustige Prognose über meine Schreibaussichten stellt, sondern etwas, was mir Schreibtipps gibt, die genau zu meiner Arbeitsweise passen.

Spoiler: Das gibt es nicht.

Also nicht so, wie ich mir das vorstelle.

Klassischerweise werden die beiden Schreibtypen strukturschaffend und strukturfolgend unterschieden, und dafür findest du auch einige Tests online. Strukturfolgend sind diejenigen, die gerne vor dem Schreiben eine Struktur anlegen und diese dann füllen (Plotter) und strukturschaffende Autor*innen erstellen diese Struktur beim Schreiben selbst (auch Pantser oder Discovery Writer genannt).

Ich finde diese Unterscheidung ganz gut, weiß aber auch aus Erfahrung, dass noch mehr Eigenschaften meinen Schreibprozess und den anderer Autor*innen beeinflussen.

Also habe ich meine Kund*innen und mich beobachtet und daraus selbst meinen eigenen Schreibtypen-Test entwickelt. Das Ganze stützt sich auf einige Jahre Erfahrung im Schreiben und in meiner Arbeit mit anderen. Es ist natürlich kein psychologischer Test. Aber ich denke, die Tipps, die ich für die jeweiligen Schreibtypen erstellt habe, können dir vielleicht helfen, deinen eigenen Schreibprozess zu verbessern. Und das ist immer gut, oder?

Welche Eigenschaften bestimmen deinen Schreibtypen?

Es gibt sehr viele Eigenschaften, die dich und deinen Schreibprozess beeinflussen. Dazu kann zählen, ob du lieber morgens oder abends arbeitest, ob du geräuschempfindlich bist oder nicht und wie gut du im Zeitmanagement bist. Viele dieser Dinge kann man jedoch ändern bzw. durch eine Anpassung der Umgebung irrelevant werden lassen. Für mich haben sich drei Eigenschaftspaare bzw. Vorlieben herauskristallisiert, die einen großen Unterschied für den eigenen Schreibprozess machen.

Wahrscheinlich kannst du dich selbst schon hier einordnen. Falls nicht, kannst du auch meinen Schreibtypentest machen.

Zum Schreibtypentest

Sprint vs. Marathon

Manche Autor*innen setzen sich an den Schreibtisch und schreiben in wenigen Tagen bis Wochen den ersten Entwurf ihres Romans. Es fällt ihnen leichter, für einen kurzen Zeitraum sehr, sehr viel zu schreiben, als regelmäßig immer ein kleines Stück voranzukommen. Wenn du auch so bist, zählst du zu den Sprinter*innen.

Wenn du besser kontinuierlich an deinen Schreibprojekten arbeiten kannst, lieber jeden Tag ein bisschen weiterkommst, statt eine kurze, aber starke Zusatzbelastung auf dich zu nehmen, bist du – was das Schreiben angeht – Marathonläufer*in.

Absichtsvoll vs. intuitiv

Klar, plotten oder nicht plotten ist auch in diesem Test eine zentrale Frage. Ich habe sie ein wenig umformuliert. Schreibst du absichtsvoll, das heißt machst du dir einen konkreten Plan über die Details, die in deinem Roman passieren, bevor du loslegst? Das muss gar nicht in auf einem Blatt Papier oder mit Hilfe von Software passieren. Wenn du ein genaues Bild deiner Geschichte im Kopf hast, bevor du loslegst, gehörst du zu den absichtsvollen Autor*innen.

Aber es geht natürlich auch anders. Wenn du mit dem Schreiben loslegst und darauf vertraust, dass deine Geschichte dich schon zu ihrem Ende führen wird (was sie dann auch tut), bist du intuitive*r Autor*in.

linear vs. kreisförmig

Was tust du, nachdem du den ersten Satz geschrieben hast? Schreibst du direkt den zweiten, dritten, vierten oder bleibst du beim ersten, bis er perfekt ist?

Wenn du alles erst korrigierst, bis du wirklich zufrieden bist, und dann weitermachst, schreibst du linear.

Welcher Schreibtyp bist du? Die acht MyNextSelf-Schreibtypen

Jetzt geht’s ans kombinieren. Denn – ein bisschen Mathe darf auch sein – aus 3 Eigenschaftspaaren kann man 2³ = 8 Kombinationen bilden, die jeweils einen Schreibtypen repräsentieren. Bei der Bezeichnung der Schreibtypen habe ich mich am Myers Briggs orientiert und nehme einfach die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Ausprägungen der Eigenschaften. Bei mir kommen allerdings lustige Wörter (okay, “Wörter”…) heraus und nicht seltsame Buchstabenkombinationen. Aus der Kombination der verschiedenen Ausprägungen ergeben sich außerdem typische Probleme und mögliche Hilfestellung.

Du bist noch nicht sicher, welcher Schreibtyp du bist? Dann mache am besten meinen Schreibtypentest.

Hier geht’s zum Schreibtypentest.

SAL

So schreiben SAL-Typen:

SAL-Typen brauchen viel Vorbereitung (und einen Ruck), um mit dem Schreiben zu beginnen. Wenn sie jedoch angefangen haben, schreiben sie so lange weiter, bis sie an der letzten Seite angekommen sind. Danach können sie das Buch sofort veröffentlichen, denn sie haben es während des Schreibens schon perfektioniert.

Das größte Problem von SAL-Typen:

Anfangen. SAL-Typen wissen, dass sie unbedingt schreiben wollen, trauen es sich aber irgendwie nicht zu. Sie möchten vorher genau wissen, was sie wo schreiben. Und sie möchten den Zeitraum, in dem sie arbeiten, auch kurz halten. Sie fühlen sich selten genug vorbereitet, um überhaupt loszulegen.

Beste Hilfestellung:

SAL-Typen brauchen möglichst klare Vorgaben, um ihr Projekt zu beginnen. Am besten tust du dich mit anderen SAL- oder auch mit SAK-Typen zusammen, die dir Mut machen und dich mitziehen.

SAK

So schreiben SAK-Typen:

SAK-Typen schreiben in kürzester Zeit die Rohfassung für ihren Roman und sind gedanklich dann schon beim nächsten, bevor sie diesen überarbeitet haben. Sie fangen Schreibprojekte gerne an. Wenn sie jedoch nicht darauf achten, dass sie sie schnell fertigstellen, lockt schon die nächste Idee und lenkt sie davon ab, dass es da ja noch etwas anderes zu tun gab.

Das größte Problem von SAK-Typen:

Überarbeiten. SAK-Typen können in kurzer Zeit sehr viel schaffen. Leider geht ihnen dann auch die Puste aus und die Lust am Roman ist weg, bevor er wirklich fertig ist.

Beste Hilfestellung:

Bei einem großen Schreibprojekt kann es helfen, dieses in kleinere zu unterteilen, z.B. Rohfassung, 1. Überarbeitung usw. Wenn du diese Projekte in einzelnen Sprints durchführst und dazwischen bewusst etwas anderes machst, gelingt dir die Arbeit deutlich besser.

SIL

So schreiben SIL-Typen:

SIL-Typen scheint alles leicht von der Hand zu gehen. Sobald sie eine Idee haben, legen sie los und schreiben, bis die Geschichte schön rund geworden ist.

Das größte Problem von SIL-Typen:

Nacharbeiten. SIL-Typen schreiben von A bis Z und folgen einfach ihrer Intuition. Wenn sie am Ende angelangt sind, sind sie zufrieden und wollen gar nicht mehr an den Anfang zurückkehren. Gerade bei längeren Schreibprojekten ist es dennoch erforderlich, das Ganze auf Konsistenz zu prüfen, weil man eben doch manchmal vergisst, was man vor drei Tagen geschrieben hat.

Beste Hilfestellung:

Am besten holen SIL-Typen so früh wie möglich Testleser*innen ins Boot. Das Feedback hilft ihnen dabei, sich ihrem Schreibprojekt aus einem anderen Blickwinkel zu nähern.

SIK

So schreiben SIK-Typen:

Wenn du ein SIK-Typ bist, legst du am liebsten gleich los und kannst am Schreibtisch sitzen bleiben, bis dein Text fertig ist. Im ersten Entwurf muss für dich aber noch nicht alles so genau passen.

Das größte Problem von SIK-Typen:

Die Lust verlieren. SIK-Typen sind impulsive Schreiber*innen. Sie fangen an, hören auf ihr Bauchgefühl und achten nicht so sehr darauf, ob alles perfekt ist – sie arbeiten ja ohnehin alles noch einmal nach. Ähnlich wie bei den SAK-Typen hat die nächste Idee es dann leicht, sie abzulenken. Durch die fehlende Struktur stellen SIK-Typen ihr letztes Projekt dann jedoch oft nicht einmal in der Rohfassung fertig, weil sie nicht von Anfang an festgelegt haben, was “fertig” eigentlich bedeutet.

Beste Hilfestellung:

SIK-Typen plotten nicht gerne. Strukturen helfen aber uns allen, und deswegen sind feste Schreibzeiten für SIK-Typen besonders gut geeignet. Um den Sprinter im SIK besser abzuholen, planst du am besten immer mal wieder längere Zeitblöcke ein, die nur fürs Schreiben reserviert sind (z.B. das erste Wochenende im Monat).

MAL

So schreiben MAL-Typen:

MAL-Typen schreiben ihren Roman Stück für Stück fertig, und manchmal bekommt ihre Umwelt das gar nicht so richtig mit. Denn sie arbeiten sehr strukturiert, wissen, dass große Projekte viel Zeit brauchen, und feilen an jedem Satz, bis er wirklich fertig ist. Wenn dann zwei oder drei Jahre in einen Roman fließen, ist das nicht schlimm für sie. Hauptsache, am Ende ist der Roman genau so, wie sie das wollten.

Das größte Problem von MAL-Typen:

Das Leben neben dem Schreiben. MAL-Typen könnten immer schreiben und gehen komplett darin auf. Sie sind die perfekten Berufsschriftsteller*innen. Wenn das noch nicht so klappt, wie sie es sich vorstellen, sind sie frustriert und geben im schlimmsten Fall ihren Traum vom Schreiben auf.

Beste Hilfestellung:

MAL-Typen ist am meisten damit geholfen, wenn ihnen jemand die profanen Dinge des Lebens abnimmt und sie sich völlig auf das Schreiben konzentrieren können. Das geht natürlich nicht immer so einfach, weil sich vielleicht niemand findet, der einfach aus Nettigkeit für die MAL-Typen alles mögliche erledigt. In dem Fall sollten MAL-Typen dann den Einfluss, den das übrige Leben auf sie selbst hat, möglichst gering halten und zum Beispiel dafür sorgen, dass ihr Brot-Beruf keinen zu großen Stellenwert in ihrem Leben einnimmt.

MAK

So schreiben MAK-Typen:

MAK-Typen perfektionieren ihren Plot, bevor sie mit dem Schreiben loslegen. Wenn sie sich nach vielen Überarbeitungen dazu durchgerungen haben, mit dem eigentlichen Roman zu beginnen, nehmen sie sich viel Zeit, bis sie zufrieden sind. Dann beginnen sie von vorne und überarbeiten alles. Sie wünschen sich einen perfekten Roman und versuchen ihm durch mehrfaches Überarbeiten nahezukommen.

Das größte Problem von MAK-Typen:

Perfektionismus. Nichts ist je perfekt, und MAK-Typen zweifeln daher an ihren Schreibtalent, wenn ihr Roman nicht so wird, wie sie sich das ausgemalt hatten.

Beste Hilfestellung:

Deadlines. Einem MAK hilft es, auf eine Deadline hinzuarbeiten. Rückt diese näher, kann er nicht weiter überarbeiten und feilen, sondern muss einen Schluss für seinen Roman finden.

MIL

So schreiben MIL-Typen:

MIL-Typen überlegen nicht lange, sondern fangen gleich mit dem Schreiben an. Sie hören auf ihre Intuition und lassen sich von ihrer Geschichte ziehen. Dabei achten sie darauf, dass auch jeder Satz wirklich sitzt. Wenn sie am Ende angelangt sind, sind sie überzeugt davon, dass ihr Roman großartig ist.

Das größte Problem von MIL-Typen:

Inhaltliche Konsistenz. Ja, die Intuition kann uns durch eine ganze Geschichte tragen. Aber sie kann sich nicht an alles erinnern, was wir vor einem halben Jahr geschrieben haben.

Beste Hilfestellung:

Ein gutes Lektorat. Dieses kann den MIL-Typen darauf hinweisen, dass seine Intuition zwar eine gelungene Geschichte produzieren kann, sich aber nicht an alle Details erinnert, die den Leser*innen vielleicht wichtig sind.

MIK

So schreiben MIK-Typen:

MIK-Typen setzen sich an ihren Roman und schreiben dann einfach immer weiter. Sie können über Jahre hinweg an demselben Stoff arbeiten und immer neue Ideen einfließen lassen. Wenn sie fertig sind, kehren sie zum Anfang zurück, überarbeiten und ergänzen auf ein Neues.

Das größte Problem von MIK-Typen:

Wissen, wann’s vorbei ist. Da sich MIK-Typen in ihrem Stoff verlieren können, finden sie manchmal nicht den richtigen Zeitpunkt für einen Absprung.

Beste Hilfestellung:

Zusammenarbeit mit Schreibpartner*innen oder mit einem Schreibcoach. Diese können den MIK darin bestärken, sein Buch als fertig zu betrachten, wenn es fertig ist.

Die Sache mit den Persönlichkeitstests

Früher gab’s sie in jeder Zeitschrift, heute findet man sie auf Webseiten oder auf Facebook: Persönlichkeitstests gibt es wie Sand am Meer, und meistens ist ihre Aussagekraft nicht besonders hoch. Denn seien wir ähnlich: Bei den Antworten ahnst du sowieso schon, wohin die Reise geht, und das Ergebnis am Ende erinnert oft an ein Horoskop.

Es gibt aber auch seriöse Persönlichkeitstests. Dazu zählen zum einen Tests, die von Psycholog*innen verwendet werden, um bestimmte Diagnosen zu erstellen. Und auch Coaches nutzen gerne Persönlichkeitstests, um Hilfestellungen im Alltagsleben zu geben.

Und um genau diese Persönlichkeitstests geht es mir hier (die von den Coaches, Diagnosen gibt’s hier kein). Mein persönlicher Favorit ist der Myers Briggs-Typenindikator. Anhand von verschiedenen Fragen ordnest du dich selbst in vier Eigenschaftspaaren jeweils einer Seite zu. Die Paare sind introvertiert – extravertiert, intuitiv – sensorisch, denkend – fühlend, wahrnehmend – urteilend. Die Kombination deiner vier Ausprägungen ergibt dann deinen Myers Briggs-Typen, eine vierstellige Bezeichnung, von der es 16 verschiedene gibt. (Meiner ist INFJ.)

Mehr Infos zu dem Test findest du hier: https://www.16personalities.com/ Dort kannst du auch deinen Typen feststellen und ein bisschen darüber lesen.

Die Einordnung kann natürlich bei keinem der Eigenschaftspaare zu 100 Prozent erfolgen. Dafür sind unsere Persönlichkeiten viel zu komplex. Ich kann zum Beispiel auch mal extravertiert sein, aber im Spektrum zwischen introvertiert und extravertiert bin ich eher nah am introvertierten Ende zu finden.

Ich finde diesen Test sehr spannend und mein Ergebnis hat mir schon häufig geholfen. Nicht weil der Test etwas herausgefunden oder “diagnostiziert” hätte, was ich nicht ohnehin schon wusste. Solche Persönlichkeitstests enttarnen ja nicht irgendwelche geheimen Eigenschaften. Beim Myers Briggs ist das besonders deutlich: Das Testergebnis ist einfach die Zusammenstellung der Eigenschaften, die in einem selbst etwas stärker vertreten sind. Oder anders ausgedrückt: Du erhältst als Ergebnis einfach einen Mix aus Eigenschaften, der dir vorher wahrscheinlich schon mehr oder weniger bewusst war.

Jemand, der extravertiert ist und gleichzeitig wahrnehmend (E..P), fühlt sich wahrscheinlich als Künstler im Rampenlicht wohl. Und umgekehrt: Wer sich dort wohlfühlt, hat wahrscheinlich einen Myers Briggs-Typen, der mit E beginnt.

Also, gar keine neue Erkenntnis?

Jein.

Für mich ist das Ergebnis eines Tests wie des Myers Briggs eine Übersetzung von komplexer Persönlichkeit in eine abstrakte Sprache (mit vier Buchstaben). Das ist viel leichter zu erfassen und zu handhaben. Und mit dieser abstrakten Übersetzung kannst du dann losziehen und zum Beispiel schauen, welche Arbeitsweisen dir guttun, wie du besser so kommunizieren kannst, dass andere deine Bedürfnisse respektieren oder wo du vielleicht persönliche Grenzen ziehst.

All das geht natürlich auch ohne einen solchen Test, denn er ändert ja nichts an deiner Persönlichkeit.

Er macht es aber einfacher, Muster zu erkennen und sich selbst und andere zu verstehen.

Ich hoffe, dir helfen diese verschiedenen Schreibtypen dabei, deinen eigenen Schreibprozess besser zu verstehen.

Ich bin übrigens SAK. Und du?

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