Egal, was du (regelmäßig) schreibst, eins ist klar: Viel schreiben = viel Arbeit. Ein Buch hat im Schnitt etwa 80.000 – 100.000 Wörter. Ein Blog-Post (bei mir) ca. 2.000. Die muss man alle erst mal aufs virtuelle Papier bringen.
Ich schreibe etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit an allen möglichen Texten und bin dadurch relativ schnell geworden. Und ich werde immer wieder gefragt, wie ich die vielen Artikel, Kapitel, Bücher fertigstelle. (Zum Beispiel wie jetzt gerade im November jeden Tag einen Blog-Artikel, während ich parallel an meinem Sachbuch-Buch schreibe, die Buchheld*innen sowie meine Schreibwerkstatt betreue und noch ein ganz neues Projekt plane.)
Sag ich euch gerne. Hier sind meine 6 liebsten Tipps, um regelmäßig mehr zu schreiben – und zwar ganz egal, was für eine Art Text du schreibst.
Du willst mehr schreiben? Hier sind meine 6 liebsten Tipps:
Tipp 1: Schreibe in kürzeren Einheiten
Du musst nicht immer gleich eine ganze Stunde (oder noch mehr) Zeit haben, um dich zum Schreiben hinzusetzen. An stressigen Tagen tun’s auch 5 oder 10 Minuten. Wenn du die richtig gut nutzt (siehe Tipp 4 und Tipp 6), kommst du auch in so kurzer Zeit ein bisschen voran.
Wenn du dir angewöhnst, auch mal kürzere Einheiten zum Schreiben zu nutzen, wird das Schreiben außerdem leichter. Ist doch logisch, dass du in 10 Minuten kein komplettes Kapitel fertig schreibst. Also gehst du auch gleich ganz ohne Druck an diese Schreib-Zeit. Und bist vom Ergebnis wahrscheinlich positiv überrascht – was dich dann zu den nächsten Schritten beflügelt.
Tipp 2: Lerne dich selbst kennen
Wenn dir jemand erzählt, dass er oder sie den einen perfekten Tipp fürs Schreiben hat, vergiss das Ganze am besten ganz schnell wieder. Tipps sind nichts anderes als Erfahrung und Statistik. Sie stimmen für diese eine Person (Erfahrung) und vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie auch für andere stimmen (Statistik), aber sie können nie die komplexe Situation erfassen, in der du gerade deinen Text schreibst. Deswegen gibt es auch viele Tipps, die sich gegenseitig widersprechen – und die trotzdem bei unterschiedlichen Menschen funktionieren.
Experimentiere daher mit verschiedenen Methoden zum Schreiben. Ich nutze gerne die Pomodoro-Technik und wende sie auch gerne in meinen Co-Writings an. Viele kommen gut damit zurecht, manche schreiben die Pausen dazwischen einfach durch, weil sie so besser in den Text eintauchen können. Richtig ist am Ende genau das, was für die einzelne Person funktioniert.
Durch Experimente lernst du, wie du selbst am besten schreibst. Und entwickelst vielleicht sogar deine ganz eigene Methode.
Tipp 3: Gib dem Schreiben Priorität
Niemand, den ich kenne, hat am Tag ein bis zwei Stunden Langeweile. Unsere Tage sind gut gefüllt – mit notwendigen, schönen oder gewohnten Sachen. Daneben ein Buch zu schreiben, bedeutet, dass du andere Sachen nicht mehr oder nur noch weniger tun kannst. Und das funktioniert über einen langen Zeitraum – und den brauchst du für ein Buch oder einen Blog – nur dann, wenn du dem Schreiben Priorität einräumst.
Das funktioniert am besten, wenn du nicht einfach dem Schreiben Priorität gibst. Sondern dem, was du damit erreichen willst. Wenn du deine Vision vom Buch / Blog / Text-Business in den tollsten Farben ausmalst und dir mit allen Sinnen vorstellst – und dieser Vision dann Priorität in deinem Leben gibst. Wenn du kontinuierlich daran arbeitest, Menschen mit deinem Buch zu helfen, mit einer Geschichte die Welt zu verändern (drunter machen wir’s doch nicht, oder?), wird es leichter, dem Ganzen etwas Zeit zu widmen.
Tipp 4: Schreibe jeden Tag zumindest ein bisschen
Jedes Mal, wenn du dich zum Schreiben hinsetzt, musst du dich neu orientieren, schauen, was du schon geschrieben hattest, und überlegen, wie du nun am besten weitermachst. Dieser Prozess dauert umso länger, je mehr Zeit seit deiner letzter Schreib-Session vergangen ist.
Wenn du nur einmal pro Woche an deinem Projekt weiterschreibst, brauchst du ziemlich lange, um wieder einsteigen zu können. Vieles von dem, was du beim letzten Mal gemacht hast, hast du in der Zwischenzeit wieder vergessen. Vielleicht kannst du handschriftliche Notizen nicht mehr lesen. Und seit dem letzten Mal sind Dinge geschehen und Gedanken in dir entstanden, die erst mal sortiert werden wollen.
Wenn du jeden Tag zumindest ein kleines bisschen schreibst, bleibst du immer im Thema. Du musst dich nicht jedes Mal neu sortieren, sondern kannst den Faden immer dort aufnehmen, wo du ihn hast fallen lassen.
Manche Schreib-Coaches empfehlen auch, genau die Uhr zu stellen und mitten im Satz aufzuhören, wenn die Uhr klingelt. Das macht es am nächsten Tag leichter, sofort weiterzuschreiben. Ich persönlich habe lieber ein Gefühl von Abschluss am Ende einer Schreib-Sitzung. Aber es ist ein sinnvoller Hinweis für ein kleines Experiment – siehe Tipp Nr. 2.
Tipp 5: Schick den inneren Kritiker vor die Tür
»The first draft is just you telling yourself the story.« Der erste Entwurf bist nur du, wie du dir selbst die Geschichte erzählst.
Hat Terry Pratchett gesagt. Und ich bin sicher, er hat nichts dagegen, wenn du das deinem inneren Kritiker von ihm ausrichtest.
Je mehr du versuchst, deinen Text schon druckreif zu gestalten, desto länger brauchst du dafür. Und desto mehr Selbstzweifel bekommst du, weil du im ersten Entwurf ja noch gar nicht druckreif werden kannst (du hast dir selbst die Geschichte ja noch gar nicht erzählt!). Wenn dein innerer Kritiker zu viel Einfluss auf diesen ersten Entwurf hat, wird er dafür sorgen, dass er nie fertig wird.
Also: Schicke ihn bewusst vor dir Tür, wenn er dir mal wieder zu viel dazwischen quatscht. Er darf sich später das fertige Werk anschauen. Aber auch nur ganz kurz. Und nichts dazu sagen 🙂
Tipp 6: Schafffe dir Struktur(en)
Wenn du mehr schreiben willst, sorgst du am besten dafür, dass du deine Zeit zum Schreiben wirklich fürs Schreiben verwenden kannst – dass du also nicht erst überlegen musst, wohin du dich mit dem Laptop setzen kannst, wo noch mal die Datei abgespeichert war, was du heute schreiben könntest.
Jede Struktur, die du dir fürs Schreiben schaffst, sorgt dafür, dass du auch kurze Schreibeinheiten viel besser nutzen kannst. Auf meinem Schreibtisch liegt zum Beispiel immer ein paar warme Socken. Eine Strickjacke ist auch immer griffbereit. Mein Rechner hat einen festen Platz und meine Schreib-Dateien sind gut sortiert abgespeichert. Wenn ich Zeit zum Schreiben habe, klicke ich einfach auf die Datei und weiß sofort, wo ich loslegen kann.
Das mache ich auch für Blog-Artikel so: Ich habe immer ein Backlog mit Ideen, die schon als Entwürfe in WordPress angelegt sind. Viele davon sind auch schon strukturiert, sodass ich »nur noch« die Texte erstellen muss. Wenn ich in Schreiblaune bin, kann ich also sofort loslegen und mich kreativ austoben.
Und kalte Füße bekomme ich dabei auch nicht.