So kommst du in den Flow

von yvonne 

Wahrscheinlich hast du das schon mal selbst erlebt: Du arbeitest an einer Aufgabe und verlierst völlig das Gefühl für die Zeit. Alles um dich herum wird plötzlich unwichtig. Du bist eins mit deiner Aufgabe, völlig in ihr aufgegangen. Es gibt keinen Platz für Sorgen in deinen Gedanken, du bist einfach im Hier und Jetzt und arbeitest an deiner Sache. Und nachdem du mit deiner Arbeit fertig bist, sind Stunden vergangen, ohne dass du es gemerkt hast. Du fühlst dich glücklich und erfüllt. Du hast den so genannten Flow erreicht. Mihaly Csikszentmihalyi hat diesen Zustand in seinem Buch Flow - Das Geheimnis des Glücks* beschrieben.

Was ist Flow?

Als Flow bezeichnet man den Zustand, den man erreicht, wenn man alles um sich herum vergisst und vollständig in der Gegenwart ist. Man kann ihn beim Sport erreichen, in einem angeregten Gespräch, beim Lesen, beim Entspannen – aber eben auch bei der Arbeit. Und dies sind die erfüllendsten Momente, die man gerade beim Schreiben auch immer wieder erreichen kann.

Wenn du schon einmal oder öfter einen Flow-Zustand erreicht hast, weißt du, dass man ihn nicht erzwingen kann. (Hingegen kann man sehr viel tun, ihn zu zerstören – dazu später mehr.) Es gibt allerdings Aufgaben, die den Flow begünstigen. Und durch geschickte Zusammenstellung deiner Aufgaben kannst du die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass du mit ihnen einen Zustand des „Fließens“ erreichst.

Welche Aufgaben begünstigen das Erreichen des Flow?

Aufgaben, die das richtige Maß an Schwierigkeit haben

Die Aufgabe, in der du aufgehen willst, darf dich weder über- noch unterfordern. Sie muss herausfordernd, aber lösbar sein. Wenn sie zu einfach ist, wirst du dich gedanklich mit anderen Dingen beschäftigen, dich langweilen oder leicht ablenken lassen. Eine zu schwierige Arbeit führt dazu, dass du frustriert wirst und vielleicht sogar aufgibst.

Beides hört sich einfach an, aber gerade, wenn man sich seine Aufgaben selbst aussucht, neigt man zum einen oder anderen Verhalten. Entweder, man übernimmt sich, weil man ganz viel auf einmal schaffen will und sich nicht zugesteht, etwas nicht zu erreichen, oder man traut sich zu wenig zu und fängt mit den einfachsten Dingen an – und kommt schon dort nicht weiter.

Den richtigen Schwierigkeitsgrad zu finden, erfordert ein bisschen Übung und Experimentieren. Beobachte dich selbst und schneide die Aufgaben so zu, dass du von ihnen gefordert, aber nicht überfordert wirst.

Aufgaben, auf die du dich konzentrieren kannst

Den Flow-Zustand kannst du nur erreichen, wenn du volle Konzentration für deine Aufgaben hast, denn du brauchst 10 – 20 Minuten, um erst mal richtig „abzutauchen“. Wenn ständig jemand in dein Büro kommt und Fragen stellt, erreichst du ihn nie.

Also musst du dafür sorgen, dass du möglichst ungestört bist. Schließe die Tür, hänge ein Schild auf oder höre – wenn du das beim Arbeiten kannst – Musik über Kopfhörer, damit die Konzentration erhalten bleibt.

Aufgaben, die du kontrollieren kannst

Die besten Aufgaben sind die, auf deren Ergebnis du einen Einfluss hast. Wenn du am Computer Zahlenreihen eingibst, und anschließend ein zufälliges Ergebnis herauskommt, kannst du die Aufgabe nicht kontrollieren – und sie wird dich weder befriedigen noch erfüllen.

Suche dir also Aufgaben, auf die deine Arbeit einen echten Einfluss hat. Wenn du einen Text schreibst, ist das Ergebnis zu 100% von dir abhängig. Dies wird dazu führen, dass du dich mit der Aufgabe identifizierst und all deine Tätigkeiten auf diese eine Aufgabe ausrichtest.

Aufgaben mit eindeutigen Zielen

Wenn du in einer Aufgabe aufgehen willst, musst du wissen, wohin sie führen soll und wann du das Ziel erreicht hast. Wenn du beispielsweise eine Internet-Recherche durchführst, solltest du dir vorher überlegen, wann sie erfolgreich ist (zum Beispiel, wenn du die perfekte Location für ein Event gefunden hast – wobei „perfekt“ dann natürlich noch näher eingegrenzt werden muss).

Eine Aufgabe, die nicht endet und die nicht auf ein Ziel hinausläuft, wird in aller Regel weniger erfüllend sein, da du nicht das Gefühl haben wirst, einen Sinn in dieser Aufgabe zu finden. Genauso wenig wirst du ihn finden, wenn dein Ziel uneindeutig ist, d.h. wenn am Ende nicht klar ist, ob du es erreicht hast oder nicht. So etwas ist immer gegeben, wenn du dir vornimmst, etwas zu verbessern, denn das ist ja entweder schon erreicht, wenn du in einem Text einen Rechtschreibfehler behoben hast oder erst, wenn er wirklich druckreif ist.

Aufgaben mit direkten Erfolgserlebnissen

Wenn du sofort erkennen kannst, ob deine Arbeit den gewünschten Erfolg gebracht hast, wird das Erlebnis noch unmittelbarer. Dies ist zum Beispiel beim Sport so, wenn du deine Leistungen misst und am Ende des Trainings sehen kannst, ob du erfolgreich warst oder nicht.

Am besten suchst du dir Aufgaben, die dir noch während des Erledigens Rückmeldung darüber geben, wie du sie erfüllst und ob es vielleicht noch etwas zu verbessern gibt. Wenn du beispielsweise eine Software programmierst, merkst du schnell, ob sie läuft oder nicht und welche Geschwindigkeit dein Code hat.

Was solltest du vermeiden, wenn du im Flow arbeiten willst?

Wie oben bereits erwähnt, kann man den Flow sehr gut stören. Oder stören lassen. Und das ist schon der wichtigste Punkt, den du vermeiden solltest, wenn du diesen erfüllenden Zustand erreichen möchtest. Achte darauf, dass niemand dir dabei in die Quere kommt und deine Konzentration stört. Denn sonst kannst du dich nie zu 100% auf eine Arbeit einlassen.

Auch Störungen anderer Art solltest du vor dem Arbeiten beseitigen. Damit meine ich Störungen in dir selbst. Das sind Dinge, die dich davon abbringen, dich voll auf deine Aufgaben zu konzentrieren. Wenn deine Gedanken immer wieder um ein Thema kreisen, das dich gerade beschäftigt, solltest du dieses zunächst lösen. Erst dann kann deine volle Aufmerksamkeit wieder deiner Arbeit gelten. Wenn du es aktuell nicht lösen kannst, darfst du nicht enttäuscht sein, wenn sich kein Flow einstellt. Dann ist es vielleicht einfach nicht der richtige Zeitpunkt.

Vermeide außerdem, dass du dir Dinge vornimmst, die du nicht zumindest teilweise an einem Tag abschließen kannst. Wenn du schon zu Beginn deiner Arbeit vor einem Riesen-Berg stehst, von dem du keine Ahnung hast, wie du ihn bewältigen sollst, wird sich definitiv kein Flow einstellen. Wenn du aber schon erkennen kannst, wie du einen (Teil-)Erfolg erzielst, wird dies deine Motivation steigern und das Erreichen des Flow begünstigen.

Ich hoffe, meine Tipps konnten dir helfen, und du wirst damit viele aus- und erfüllende Arbeitsstunden erleben!

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