Ich habe bisher alle meine Bücher im Selfpublishing herausgebracht. Das ändert sich zwar gerade, aber ich bin nach wie vor ein großer Fan davon. Warum das so ist, erkläre ich dir in diesem Artikel.
5 Gründe, warum du dein Buch selbst veröffentlichen solltest
Grund 1: Du kannst alles selbst entscheiden.
Dein Buch – deine Regeln. Beim Selfpublishing gilt das zu 100 Prozent. Denn du kannst deinen Text genau so formulieren, formatieren, illustrieren usw. wie du möchtest.
Natürlich lassen auch Verlage dir viele Freiheiten. Gleichzeitig sind sie oft an bestimmte Vorgaben gebunden, die ihr eigenes Branding betreffen. Und das gibt es beim Selfpublishing nicht. Du bist komplett frei in allem.
Auch bei der Preisgestaltung bist du frei. Viele Autor*innen verkaufen ihre Selfpublishing-Bücher für 0,99 Euro als Kindle-E-Books. Dadurch erreichen sie relativ schnell ein großes Publikum: Für 99 Cent kann man schließlich nicht viel falsch machen. Das hat dann Einfluss auf die Rankings bei Amazon und das wiederum auf die Sichtbarkeit und weitere Verkäufe.
Verlage können sich ein solches Vorgehen meistens nicht erlauben, weil in ein Buch so viel Arbeit von so vielen Menschen fließt, die schon vor der Veröffentlichung bezahlt werden musste. Ab dem ersten Tag zahlt ein Buch aus Verlagssicht also erst mal die Investition zurück, die er getätigt hat.
Wenn du selbst veröffentlichst und auch alle Aufgaben selbst übernimmst, hast du bis zur Veröffentlichung nur Zeit investiert (übrigens genau wie bei der Verlagsveröffentlichung auch). Du machst also ab dem ersten Verkauf bereits Gewinne und kannst dir daher auch sehr niedrige Preise erlauben.
Grund 2: Alles geht viel schneller.
Verlage haben ganze Teams, die an der Erstellung eines Buchs beteiligt sind. Das ist einerseits super, weil ganz viel Erfahrung einfließen kann. Es bedeutet aber eben auch, dass alles viel länger dauert. Denn je mehr Menschen an einem Projekt arbeiten, desto mehr Absprachen sind nötig und desto länger dauert alles.
Wenn du dein Buch selbst veröffentlichst, musst du die finale Version “nur noch” formatieren (das ist zwar aufwendig, aber durchaus in ein paar Tagen zu schaffen), hochladen und fertig. Je nach Anbieter ist dein Buch dann schon gleich am nächsten Tag oder wenige Tage später in den Online-Shops verfügbar.
Auch wenn du einen Fehler im Buch entdeckst oder sich in dem Bereich, über den du geschrieben hast, etwas Wichtiges ändert, bist du mit Selfpublishing viel schneller unterwegs. Du suchst dir deine alte Word-Datei heraus, änderst, lädst hoch und – fertig. (Bei manchen Anbietern musst du für ein erneutes Hochladen eine Gebühr bezahlen, aber nicht bei allen.)
Eine Übersicht über die wichtigsten Selfpublishing-Anbieter findest du hier.
Wenn du mit deinem Buch immer topaktuell sein willst, geht das beim Verlag gar nicht. Zum einen wird das Programm immer in Redaktionssitzungen besprochen und es müssen bestimmte Wege und Prozesse eingehalten werden.
Zum anderen arbeiten die meisten Verlage nicht auf Print-on-Demand-Basis, sondern drucken vorab Auflagen deines Buchs. Selbst wenn das Kleinauflagen sind, müssen die ja erst mal verkauft werden, bevor eine neue herauskommt. Ansonsten entsteht ein großer Verlust für den Verlag.
Grund 3: Du lernst jede Menge.
Hast du schon mal ein Cover selbst gestaltet? Ein Buch gesetzt? Werbetexte geschrieben und Marketing für ein Buch gemacht? Nein? Dann freu dich schon mal darauf!
Klar, das ist alles viel Arbeit und es sind vielleicht auch nicht die Dinge, die du normalerweise gerne machst (und die außerhalb deiner Komfortzone liegen). Durch sie entwickelst du dich aber weiter. Du lernst viele neue Fertigkeiten und wächst dabei über dich hinaus. So viele andere haben es schon geschafft – warum also nicht auch du?
Wenn du davor zurückschreckst, alles selbst machen zu müssen (oder manche Dinge einfach nicht kannst, wie zum Beispiel ein Vertriebsnetz zu den Buchhandlungen aufzubauen), dann kommt hier eine Info zur Beruhigung: Alles, was Verlage tun, tun auch andere Menschen. Und du kannst dir jede einzelne Leistung einkaufen. Egal ob Lektorat, Buchsatz oder Marketing: Für alles gibt es Expert*innen, die dich dabei unterstützen oder begleiten können.
Die Expert*innen brauchst du aber nicht unbedingt. Ich habe mir mein komplettes Wissen vor der ersten Veröffentlichung selbst erarbeitet. Ich gebe zu, das Buch sah nicht so schön aus wie meine aktuellen Bücher, aber es erfüllte absolut seinen Zweck. Und wie gesagt – ich habe sehr viele Dinge gelernt, an dich ich mich sonst nie herangewagt hätte.
Grund 4: Du verdienst mehr Geld.
Ich hab’s weiter oben schon geschrieben: Wenn du dein Buch per Selfpublishing veröffentlichst, bestimmst du alles selbst. Also auch den Preis. Und damit auch, was du pro Buch verdienst.
Ein Beispiel: Ich verkaufe die meisten meiner Taschenbücher auf Amazon für 18 Euro. Für mein Buch Crashkurs Bloggen verdiene ich je Buch 7 Euro, für meinen Schreibratgeber 200 neue Schreibübungen 5,82 Euro (weil ich dieses Buch unbedingt in Farbe drucken lassen wollte).
Hätte ich beide im Verlag veröffentlicht, würde ich wahrscheinlich 5 % vom Nettoladenpreis erhalten – zumindest für das erste Buch, denn auch für den Verlag entstehen durch den Farbdruck ja höhere Kosten.
Der Nettoladenpreis ist der Preis ohne Umsatzsteuer. Jetzt geht’s ans Rechnen, also lasse ich mal die Mathe-Tutorin in mir übernehmen: Die Umsatzsteuer für Bücher beträgt 7 %. Wir ziehen aber nicht einfach 7 % von den 18 Euro ab, weil Umsatzsteuer immer auf den Nettopreis aufgeschlagen werden. Die 18 Euro sind also nicht 100 %, sondern 107 %. Um den Nettopreis auszurechnen, teilen wir die 18 Euro durch 1,07 und landen bei 16,82 Euro. 5 % von 16,82 Euro sind 0,84 Euro. Per Selfpublishing verdiene ich also locker 8 Mal so viel pro Buch wie beim Verlag.
Natürlich hat ein Verlag ganz andere Möglichkeiten, ein Buch zu vermarkten und bekannt zu machen. Ich müsste jedoch mindestens das Achtfache an Verkäufen erzielen, um genauso viel zu verdienen wie aktuell. Und das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.
(Alternativ könnte man natürlich auch den Preis entsprechend hochsetzen. Dass irgendjemand das Buch für 144 Euro noch kaufen würde, halte ich aber für ziemlich ausgeschlossen.)
Grund 5: Du gewinnst Selbstbewusstsein.
Mein erstes eigenes Buch per Selfpublishing zu veröffentlichen hat mein Selbstbewusstsein deutlich gestärkt. Und zwar auf eine ganz besondere Weise. Das Gefühl, dass ich etwas kann und dass meine Arbeit wertvoll ist, kam diesmal nicht durch Validierung durch andere. Ich brauchte keine Firma, keinen Verlag, die sagten: “Ja, das finden wir gut genug.” Das habe ich selbst gemacht. Ich habe selbst entschieden, dass mein Buch gut genug für eine Veröffentlichung ist und – rate mal – das war es auch.
Natürlich gibt auch die Veröffentlichung im Verlag dir einen Selbstbewusstseins-Boost. Nur kommt der wieder von außen, durch andere, und du machst dich dadurch abhängig von der Meinung anderer Menschen. Wenn du selbst veröffentlichst, kommt das Selbstbewusstsein aus dir heraus. Und ist daher viel nachhaltiger. Denn es ist nicht gleich wieder weg, wenn dich mal ein Mensch nicht toll findet. Und das zum Beispiel in einer Rezension so schreibt.
Wann ein Verlag für dich sinnvoll ist
Ich habe jetzt sehr viel über die Vorteile von Selfpublishing geschrieben. Trotzdem gibt es natürlich genau so gute Gründe, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten.
Denn von einem Verlag kannst du viel lernen. Schließlich arbeiten hier die Expert*innen in allen Bereichen rund ums Veröffentlichen. Lektorat, Buchsatz, Cover-Design, Buchvertrieb – alles kommt von erfahrenen Menschen, die alles daran setzen, dein Buch zum Erfolg zu machen.
Die Zusammenarbeit mit einem Verlag ist außerdem eine sehr schöne Erfahrung. Da gibt es Leute, die genau wie du an dein Buch glauben und es mit dir herausbringen wollen. Meist arbeiten in Verlagen auch sehr nette Menschen, sodass du dich auf eine angenehme Zusammenarbeit einstellen kannst.
Ich finde es für mich persönlich bereichernd, beides erleben zu können. Als Erstautor*in ist der Weg über das Selfpublishing wahrscheinlich der aussichtsreichere, weil gerade die Belletristik-Verlage mit Anfragen überschüttet werden.
In jedem Fall solltest du dir beides zutrauen. Und dir von keinem sagen lassen, dass dein Buch nur dann etwas wert ist, wenn ein Verlag das gesagt hat. Am Ende entscheiden nämlich weder du noch der Verlag darüber, wie gut dein Buch ist. Sondern diejenigen, für die du es schreibst: deine Leser*innen.