In meiner fünfteiligen Reihe zum Thema Plotten erzähle ich dir alles, was du wissen musst, um deinen Roman gut vorzubereiten und deinen Plot vor dem eigentlichen Schreiben zu entwickeln. Mir ist klar, dass längst nicht jeder plottet. Viele sehr erfolgreiche Schriftsteller setzen sich einfach mit einer Idee oder einer Ausgangssituation an den Rechner oder die Schreibmaschine und legen los. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du plotten sollst, lies am besten meinen Artikel zum Thema Plotten oder nicht plotten. Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Wenn du den Plot deines Romans vorab planen möchtest, dann bist du hier genau richtig.
Warum du dich vor dem Plotten mit deinem Thema beschäftigen solltest
Schriftsteller*innen, die plotten, tun dies, weil sie eine bestimmte Art des Arbeitens bevorzugen. So, wie manche Maler mit Bleistiftskizzen beginnen und diese dann übertragen, entwerfen plottende Schriftsteller bereits vorab einen mehr oder weniger genauen Plan für ihren Roman, denn sie fühlen sich sicherer, wenn sie immer wissen, dass sie noch auf dem richtigen Weg sind. Woher aber weißt du, dass du noch auf dem richtigen Weg bist, während du deinen Plot erstellst? Was ist deine Skizze für deinen Plot? Ganz einfach, wenn du das Thema deines Romans kennst, wird dir die Erstellung des Plots deutlich leichter fallen. Denn so, wie der Plot dir Orientierung bei der Erstellung deines Romans bietet, hilft das Thema dir, dich bei der Erarbeitung des Plots zu orientieren.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Schriftsteller*innen, die plotten, tun dies, weil sie eine bestimmte Art des Arbeitens bevorzugen.[/perfectpullquote]
Als Beispiel wähle ich eine Geschichte aus, an der ich aktuell arbeite. In meinem Fantasy-Roman mit dem Arbeitstitel „Leuchtturm“ geht es um eine Gruppe Jugendlicher, die gemeinsam einen Zauberer zur Strecke bringen müssen. Als ich die Idee zu dem Roman hatte, war mir klar, dass ich eine Fantasy-Geschichte schreiben wollte. Noch mehr wusste ich aber, dass ich etwas über das Erwachsenwerden erzählen wollte. Und über Freundschaft. Ganz schön viele Themen. Und noch ganz schön wenig Gerüst für eine Geschichte.
Wenn du mehrere Bereiche hast, die dich interessieren (meist sind das genau die Themen, über die du selbst gerne liest), solltest du vor Erstellung deines Plots dein Thema genauer umreißen. Am Beispiel erkläre ich dir, wie das geht. Das Ziel ist es, einen schönen, einfachen Satz zu haben, der dein Thema beschreibt. Diesen Satz kannst du dann immer zu Rate ziehen, wenn du nicht weißt, ob dein Plot sich noch in die richtige Richtung bewegt.
Wie du das Thema für deinen Roman einkreist
Nehmen wir zunächst ein Beispiel, das du vielleicht kennst und bei dem das Thema leichter zu erkennen ist, als bei meiner Fantasy-Idee. Die Serie Game of Thrones handelt – der Titel lässt es schon ahnen – von Macht. Auch, wenn ich längst nicht alle Staffeln gesehen habe, kann ich zusammenfassen, dass das Thema dieser Serie davon handelt, was Macht mit denen tut, die sie haben wollen, die sie haben und die sie nicht haben und auch nie haben werden. Macht ändert in dieser Serie jeden, der direkt oder indirekt davon betroffen ist. Der Iron Throne, nach dem alle streben, ist für viele der Charaktere der Inbegriff des Glücks. Besser kann es nicht mehr werden.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Wenn du mehrere Bereiche hast, die dich interessieren (meist sind das genau die Themen, über die du selbst gerne liest), solltest du vor Erstellung deines Plots dein Thema genauer umreißen.[/perfectpullquote]
Wie könnte man nun also das Thema der Serie umreißen? „Macht verändert“? Das ist mir noch zu wenig, denn es beinhaltet nicht, was verändert wird und wie. „Das Streben nach und Erreichen von Macht verändert alle damit betroffenen Menschen in unterschiedlicher Weise“. Das gefällt mir schon besser, aber ich finde, die Serie geht noch ein Stück tiefer. Denn ja, die Menschen werden in unterschiedlicher Weise verändert, und vielleicht sollten wir sie auch ein Stück weiter ins Zentrum des Themas rücken. Ich glaube, dieser Satz fasst es ganz gut zusammen: „Man kann einen Menschen daran erkennen, wie ihn das Streben nach und das Erreichen oder Nicht-Erreichen von Macht verändern.“ Dieses Thema eignet sich ganz gut für die Fernsehserie, denn es ist klar, dass immer wieder Figuren nach Macht streben oder das Opfer von Macht werden und sich dadurch ändern.
Ein weiteres Thema für den Plot
Etwas ähnlich Schlüssiges möchte ich nun für mein Fantasy-Beispiel entwickeln, damit du genau so auch für deinen Roman vorgehen kannst. Fantasy ist das Genre. Das ist für den Plot ebenfalls sehr wichtig (dazu im nächsten Teil mehr), aber für das Thema zunächst nicht so relevant. Bleiben also Erwachsenwerden und Freundschaft. Für mich sind die beiden Themen eng miteinander verbunden, weil viele tiefe Freundschaften gerade durch das gemeinsame Erleben dieser Phase entstehen und geprägt werden. Die Freundschaft steht für mich aber im Fokus.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Aus deinem Thema ergeben sich sofort Anforderungen an deine Geschichte.[/perfectpullquote]
Also hat mein Thema irgendetwas mit Freundschaft zu tun. Mir fallen all die Romane ein, die ich zu dem Thema gelesen habe und die mich stark beeindruckt haben. tschick, Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay oder Stand by Me. In ihnen geht es um größere und kleinere Probleme, die mit Hilfe der Freundschaft überwunden werden. Sie zeigen, dass Freundschaft immer wieder überraschen kann, Kräfte freisetzt, die man nicht für möglich gehalten hätte, und Halt gibt, wo man eigentlich schon verzweifelt war. Das ist es, was mich an diesen Büchern fasziniert hat und was ich meinen Lesern vermitteln möchte. Mein Thema lautet also „Freundschaft ist manchmal der einzige Weg, überwältigende Probleme zu lösen„.
Wie das Thema den Plot bestimmt
Mit diesem Thema bin ich nun also in der Lage, den Plot zu bestimmen. Ich brauche zunächst Menschen, die befreundet sind oder sich erst anfreunden. Da ich die Freundschaft von Beginn an zeigen möchte, sollen meine Hauptfiguren sich zunächst kennenlernen. Das heißt, sie haben vor Beginn der eigentlichen Handlung nichts miteinander zu tun und meine Geschichte bringt sie erst zusammen. Damit habe ich schon den Einstieg in meinen Plot: Die Jugendlichen, die den Zauberer bekämpfen müssen, verbindet eine Gemeinsamkeit, von der sie selbst nichts wissen. Und schon ist der nächste Schritt da. Sie müssen darüber informiert werden.
Du siehst, aus deinem Thema heraus ergeben sich sofort Anforderungen an deine Geschichte. Wie du deine Idee zum Plot entwickelst, erfährst du im nächsten Teil meiner Reihe.