In dieser zwölfteiligen Reihe erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du Autor werden kannst. Dazu zählen natürlich viele handwerkliche Themen, über die ich immer wieder im Blog berichte. Aber auch Organisatorisches ist wichtig. Denn du musst sorgfältig deinen Tag planen, wenn du Autor werden möchtest.
Der wichtigste Schritt zuerst: Zeit einplanen
Wahrscheinlich hast du wie die meisten Menschen, die Schriftsteller*in werden möchten (und wie ich auch), einen anderen Job, mit dem du die Miete zahlst und dafür sorgst, dass du nicht verhungerst, während du vor dem Rechner sitzt und schreibst. Das ist nicht nur finanziell sinnvoll, sondern sorgt außerdem dafür, dass du den Kontakt zur Welt nicht verlierst, während du dich deinem Roman widmest.
Trotzdem führt jede berufliche oder familiäre Verpflichtung natürlich dazu, dass du weniger Zeit zum Schreiben hast. Damit du nicht aus reinem Zeitmangel dein Roman-Projekt aufgibst, bevor du richtig angefangen hast, solltest du deinen Tag planen, um dir genügend Freiräume zu schaffen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass durch gute Organisation und solides Zeitmanagement in jedem Tagesablauf noch etwas Zeit fürs Schreiben untergebracht werden kann.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Ein Zweitjob ist nicht nur finanziell sinnvoll, sondern sorgt außerdem dafür, dass du den Kontakt zur Welt nicht verlierst, während du dich deinem Roman widmest.[/perfectpullquote]
Wie viel Zeit solltest du für deinen Roman einplanen?
Bevor wir deinen Tag neu strukturieren, willst du vielleicht wissen, wie viel Zeit du für deinen Roman einplanen solltest. Das ist eine sehr schwierige Frage, denn es hängt natürlich stark davon ab, wie schnell du schreibst, wie lange du an dem Roman arbeiten willst und wie viele Seiten er haben soll. Ich versuche trotzdem mal eine Rechnung.
Nehmen wir an, dein Roman soll 300 Seiten lang werden. Eine Normseite hat ca. 270 Wörter. Das macht dann also in etwa 81.000 Wörter. Du solltest nur die Hälfte der Zeit, die du verwendest, als reine Schreibzeit einplanen. Den Rest wirst du für Vorbereitung, Recherche und Lektorat benötigen. Wenn du in einem Jahr mit deinem Roman fertig sein möchtest, plane also 6 Monate (=180 Tage) zum Schreiben ein. Das macht 450 Wörter am Tag. Die solltest du locker in einer Stunde schaffen. Das sind acht Wörter pro Minute, du hast also für jedes Wort 7,5 Sekunden Zeit.
Diese Rechnung ist natürlich sehr abstrakt. Aber eine Stunde am Tag für dein Schreib-Projekt ist durchaus realistisch. Und genau diese Stunde werden wir nun in deinen Tag planen.
Deinen Tag planen in fünf Schritten
Schritt 1: Bestandsaufnahme
Wenn du diesen Artikel liest, dann wahrscheinlich, weil du der Meinung bist, dass du etwas an deinem Tagesablauf ändern willst, bevor du mit dem Romanschreiben loslegen kannst. Selbst, wenn du nicht bewusst etwas ändern möchtest, ist es sinnvoll, dass du dir deinen Tag genau anschaust, damit nicht plötzlich andere Dinge auf der Strecke bleiben.
Wie jede Änderung beginnt auch diese mit einer Bestandsaufnahme. Hierzu führst du am besten eine ganze Woche lang Buch darüber, was genau du mit deinem Tag so anstellst. Wann stehst du auf? Wie lange brauchst du, um deinen Kaffee zu trinken? Wie lange brauchst du für den Weg zur Arbeit?
Eine Woche ist sinnvoll, weil sich die Wochentage wahrscheinlich bei dir wie auch bei den meisten anderen unterscheiden. Wenn du ein so großes Projekt wie einen Roman unterbringen möchtest, wirst du tatsächlich alle Tage der Woche betrachten müssen.
Nachdem du Buch geführt hast, kategorisierst du die verschiedenen Tätigkeiten der Woche und addierst ihre Zeiten, zum Beispiel wie in der folgenden Liste.
In Summe könnten auf einer Liste für eine Woche die folgenden Zahlen stehen:
- Schafen: 60 Stunden
- Arbeiten inkl. Weg zur Arbeit: 50 Stunden
- Social Media: 20 Stunden
- …
Diese Liste werden wir im zweiten Schritt ausmisten. Das Ganze wirkt sehr kleinteilig (und das ist es auch), aber keine Sorge: Du musst es wirklich nur eine Woche lang durchhalten, anschließend wird’s deutlich einfacher.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Am besten investierst du die Zeit, die du fürs Schreiben eingeplant hast, so früh wie möglich.[/perfectpullquote]
Schritt 2: Sortieren
Du hast nun eine lange Liste von Dingen, die du in einer üblichen Woche tust. Diese musst du nun sortieren. Am besten unterteilst du sie in A – höchste Priorität, kann nicht reduziert werden -, B – wichtig, aber nicht unerlässlich, weniger ginge auch – und C – nicht unbedingt erforderlich, kann reduziert werden. Nimm außerdem das Schreiben mit in deine Liste auf. Und dein Schreibprojekt hat auf jeden Fall Prio A verdient.
Schritt 3: Das Glas füllen
Wahrscheinlich kennst du die Anekdote über einen Hochschulprofessor, der seinen Studenten zeigt, dass man ein Glas zunächst mit großen Steinen füllen muss, um noch kleinere, Sand und am Ende – je nach Erzähler – auch noch ein Glas Kölsch reinzubekommen. Und genau das tun wir jetzt.
Deine großen Steine sind die A-Aktivitäten. Das ist deine Arbeit. Dein Roman. Zeit mit deiner Familie. Schlafen, Essen und Einkaufen. Diese sind gesetzt. Am besten trägst du dir in einem Wochenplan ein, wie viele Stunden du am Tag für sie brauchen wirst. Die B-Aktivitäten kannst du entsprechend um sie herum bauen. Und bei den C-Aktivitäten wählst du die aus, die dir am wichtigsten sind. Wahrscheinlich wirst du auf ein paar Dinge verzichten müssen. Du solltest allerdings deinen Tag nicht komplett verplanen, sondern auf jeden Fall Zeit für Pausen und Freizeit lassen. Ansonsten wirst du deinen Plan sowieso nicht einhalten (können).
Und nun ist natürlich die wichtigste Frage: Wann? Wann sollst du die Zeit, die du fürs Schreiben eingeplant hast, investieren? Meine Antwort dazu ist: So früh wie möglich. Es kann sein, dass du abends aktiver bist und dass du morgens nicht gut aus dem Bett kommst. Ich bin der Meinung, dass man das trainieren und sich darauf einstellen kann. Und alles, was du schon erledigt hast, kann dir niemand mehr wegnehmen.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Jede Veränderung beginnt mit einer Bestandsaufnahme.[/perfectpullquote]
Schritt 4: Kommunizieren
Nachdem du deinen Tag so geplant hast, dass du einen Roman schreiben kannst, musst du deinem Umfeld deine Pläne mitteilen. Dein Mann muss sich ab jetzt morgens zwischen 6 und 7 Uhr um die Kinder kümmern? Das sollte er wissen. Deine Freunde können dich zu bestimmten Zeiten nicht mehr erreichen? Lass es sie wissen. Denn dann fällt es dir leichter, deinen Plan auch durchzuziehen.
Wenn du noch nicht mit der großen Nachricht „Ich schreiben einen Roman“ für Aufregung sorgen willst, kannst du auch einfach sagen, dass du diese Zeit für dich benötigst. Das stimmt ja auch. Wobei natürlich nichts Schlimmes dabei ist, einen Roman zu schreiben.
Schritt 5: Loslegen – und auch mal scheitern
Nach der ganzen Planerei musst du deinen neuen Tagesrhythmus natürlich so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. Und sei dir gewiss: Es wird an der ein oder anderen Stelle nicht funktionieren. Wenn du mit dieser Erwartung an die Sache herangehst, wird dich ein Durchhänger oder ein aus der Spur gekommener Tag nicht so leicht frustrieren. Wichtig ist nur, dass du wieder zu deinem Plan zurück findest oder – wenn er grundsätzlich nicht funktioniert – ihn sinnvoll überarbeitest.
Ich hoffe, du konntest etwas aus diesem Artikel für dich mitnehmen.