In diesem Artikel lernst du ...
- was dir ein Schreibziel bringt
- warum Ziele nicht unbedingt »smart« sein müssen
- wie du dir ein sinnvolles Schreibziel setzt
Wenn du schreibst, kommst du irgendwann an den Punkt, an dem du dir selbst Schreibziele setzen willst. In diesem Artikel erfährst du alles, was du zum Thema wissen musst.
Brauchst du überhaupt ein Schreibziel?
Wenn ich schon so frage, weißt du die Antwort sicher schon: Natürlich brauchst du kein Schreibziel. Du kannst einfach mit dem Schreiben loslegen und damit auch sehr erfolgreich sein.
Ich habe in meiner eigenen Schreib-Arbeit und auch in der Zusammenarbeit mit Kund*innen allerdings festgestellt, dass Schreibziele sehr hilfreich sind. Denn für die meisten von uns (auch für mich) ist das Schreiben ein Nebenberuf. Und es gibt immer Dringenderes, Wichtigeres und Aufregenderes (das schneller Erfolgserlebnisse verspricht). Sprich: Es gibt immer viiiele Gründe, gerade nicht zu schreiben.
Wenn du ein konkretes Schreibziel hast, kann es der eine Grund sein, der dich immer wieder an den Schreibtisch bringt und dich dein Projekt endlich abschließen lässt. Das ist das wichtigste Argument für ein Schreibziel - und aus meiner Sicht das einzige, das zählt. Es kann dir dabei helfen, abzuschließen, was du beginnst. Wenn es das nicht tut - weg damit!
Warum Ziele nicht unbedingt »smart« sein müssen
Keine Ahnung, wie oft ich in Seminaren, Coachings und Fortbildungen schon gehört habe, dass Ziele unbedingt S.M.A.R.T. sein müssen - spezifisch, messbar, attraktiv oder wahlweise akzeptiert, realistisch und terminiert. Klar ist nur, dass nichts davon bei mir hängengeblieben ist. Ich musste gerade sogar schon wieder nachschauen, was die blöde Abkürzung bedeutet.
Tatsächlich hat mich dieser Anforderungskatalog an Ziele schon immer genervt. Weil er suggeriert, dass man Ziele so einfach in "richtig" und "falsch" einteilen kann - und "falsche" Ziele nichts wert sind. Außerdem denke ich, dass viele dieses smart-Konzept missverstehen. Denn es sagt gar nicht, was Ziele besonders gut oder motivierend macht. Es beschreibt, wie man Ziele so formuliert, dass man sich mit mehreren Personen darauf einigen kann. Es legt die Basis für Zielverhandlungen. Nicht mehr und nicht weniger. Hier geht's also ums Verhandeln, darum, Ziele zu finden, die zwei Parteien mit unterschiedlichen Interessen dienen und über deren Erfüllung man sich am Ende einig ist.
Es geht um Kommunikation. Nicht um Ziele an sich.
Smarte Ziele könnten mir ja grundsätzlich egal sein - die Zeit der Zielverhandlungen liegt schließlich hinter mir -, wenn nicht plötzlich in meiner Schreib- und Business-Blase immer wieder empfohlen würde, Ziele für sich selbst nach diesen Regeln zu formulieren. Da wird munter heruntergebetet, dass gute Ziele genau diese Eigenschaften erfüllen - ohne dass der Kontext beachtet wird, für den die Ziele "gut" sind.
Also: Wenn du dir selbst Ziele setzt - zum Beispiel Schreibziele - vergiss das alles ganz schnell wieder. Du handelst ja nichts mit dir aus, sondern willst mit deinem Ziel die Richtung festlegen, in die du dich bewegst. Und damit das Ziel dafür gut funktioniert, braucht es andere Eigenschaften als ein Ziel aus dem Mitarbeitergespräch.
Profi-Tipp:
Ein Ziel auszuwählen ist eine wichtige Entscheidung. Was diese Entscheidung mit dir machen kann, erfährst du in meiner aktuellen Podcast-Folge, die du dir hier anhören kannst:
Wie smart muss ein Ziel sein, das ich mir selbst setze?
Ich habe mir ein Ziel gesetzt. Ich möchte am 17. Januar 2022 den Roman veröffentlichen, der jetzt schon seit knapp zwei Jahren quasi fertig in meiner Schublade liegt. Ich drücke mich aus verschiedenen Gründen darum herum. Ein ganz pragmatischer ist, dass es eine Dystopie ist, die 2019 beginnt und sich über einen Zeitraum von rund 20 Jahren weiterentwickelt. Und naja, als ich den Text 2019 geschrieben habe, wusste ich ein paar Sachen noch nicht, die aus meiner heutigen Sicht auf jeden Fall ins Buch gehören.
Aber das ist natürlich nicht der Hauptgrund. Diese Geschichte liegt mir mehr am Herzen als alles andere, was ich je geschrieben habe. Und sie ist - wenn ich ganz ehrlich bin - ein bisschen abgefahren. Es ist möglich, dass Menschen nicht das in ihr sehen, was ich mir wünsche. Und das wäre natürlich frustrierend.
Deswegen aufzugeben kommt allerdings nicht in Frage. Daher dieses Ziel. Es ist terminiert. Da hört's aber auch schon auf. Warum das so sogar besser ist, erkläre ich dir jetzt.
Spezifisch?
"Ich veröffentliche den Roman am 17. Januar 2022" ist nicht besonders spezifisch. Dass etwas nicht spezifisch formuliert ist, kann man immer daran feststellen, dass die Formulierung Interpretationen zulässt. Ich könnte den gesamten Text auf einer Website veröffentlichen, als E-Mail-Reihe oder als Anzeige in einer Tageszeitung. Ziel erreicht. Es ist nicht klar, wie ich das Ganze machen werde. Wenn zwei Menschen sich auf dieses Ziel einigen würden, wären Missverständnisse vorprogrammiert. Für mich selbst ist es perfekt. Ich habe eine ungefähre Vorstellung, wie ich veröffentlichen werde (nicht als E-Mail-Reihe) und kann es jederzeit so gestalten, wie es für mich passt. Entscheidungen treffe ich dann, wenn sie anstehen, und noch nicht jetzt.
Das ist ein wichtiger Grund, warum du gar nicht so spezifisch sein musst, wenn du dir ein Schreibziel setzt. Wichtiger als eine genaue Ausformulierung, was du wann wie machen willst, ist, dass du dir konkret vorstellen kannst, wie du dich fühlen wirst, wenn das Ziel erreicht ist. Das hilft dir viel mehr dabei, dich durch das Ziel motivieren zu lassen.
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Messbar?
Eigentlich ist ja jedes Ziel messbar. Ich erreiche es oder nicht. Zack - gemessen.
Das ist aber nicht gemeint. Ein messbares smart-Ziel bestimmt genau, was in welcher Menge passieren soll. Ein messbares Schreibziel wäre zum Beispiel, dass du jeden Tag eine halbe Stunde schreibst. Oder jede Woche fünf Seiten.
Das kann man natürlich so machen. Und ich finde Routinen fürs Schreiben auch sehr sinnvoll. Aber Ziele sind das nicht. Denn was bringt es dir, jeden Tag eine halbe Stunde zu schreiben? Für sich genommen gar nichts. Dieses Ziel ist auch inhaltsleer und vom eigentlichen Wunsch, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, irgendwie abgekoppelt. Kannst du dich in die Situation hineinversetzen, jeden Tag 30 Minuten zu schreiben? Falls ja: Erfüllt dich das? Fühlt sich das gut an?
Eher nicht. Es ist ein Rahmen, eine Struktur, die dir dabei helfen, dein Ziel zu erreichen. Es ist aber nicht das Ziel selbst. Wenn du dein Buch schreiben kannst, indem du zwei Wochen lang jeden Tag 12 Stunden schreibst - go for it. Ist doch egal, wie. Hauptsache, dein eigentliches Ziel erfüllt sich.
Attraktiv?
Okay, an diesen Punkt können wir ganz schnell einen Haken machen. Deine persönlichen Ziele sind sehr wahrscheinlich attraktiv für dich. Sonst würdest du sie dir nicht aussuchen.
Realistisch?
Was ist realistisch? Dass du ein Buch schreibst und veröffentlichst, ist definitiv realistisch. Schon viele Menschen haben das gemacht. Warum also sollte das für dich nicht klappen?
Oft fühlen sich solche persönlichen Ziele jedoch nicht realistisch an. So als wäre es für andere Menschen möglich, für dich aber nicht. Und in dem Fall plädiere ich dafür, unrealistische Ziele zu setzen. Also Ziele, die du nicht selbstverständlich findest, die du dir wünschst, die aber vielleicht noch nicht zum Greifen nah sind. Das sind tolle Ziele. Sie ziehen dich weiter und sorgen dafür, dass du über dich hinauswächst.
Terminiert?
Ich mag Termine.
Ein Eintrag in meinem Kalender sorgt dafür, dass ich mir ein Ziel viel konkreter vorstellen kann. Daher setze ich gerne Termine für meine persönlichen Ziele.
Aber: Wenn dieser Termin verstreicht, ohne dass ich umgesetzt habe, was ich vorhatte, ist das auch völlig in Ordnung. Das heißt dann nicht, dass ich das Ziel nicht erreicht habe. Sondern dass ich vorher noch andere Gelegenheiten wahrnehmen wollte und mein Ziel vielleicht noch ein paar Wochen warten muss.
Insofern terminiere ich meine Schreibziele auch nicht im eigentlichen Sinn, selbst wenn ich mir einen Block im Kalender dafür freihalte.
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Und wie solltest du stattdessen Schreibziele setzen?
Jetzt habe ich dir lange erzählt, wie du deine Schreibziele besser nicht setzt. Natürlich erkläre ich dir auch, wie du es für dich besser machst. Und dafür gibt's drei Tipps von mir.
Tipp 1: Trau dich was (und dir was zu).
Wenn du ein persönliches Ziel nicht erreichst, passiert erst mal gar nichts. Vielleicht hättest du dir das anders gewünscht, aber du hast ja nach wie vor alle Möglichkeiten, dein Ziel nachzuholen.
Deswegen: Träume ruhig mal etwas größer. Das bringt dich in Bewegung, zieht dich in die richtige Richtung und hilft dir dabei, die besten Entscheidungen zu treffen und dich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Denn dafür ist dein Ziel ja da: Es soll dir Orientierung geben in einer komplexen Welt voller Möglichkeiten.
Oder wie es so schön heißt: Wenn du zum Mond willst, musst du nach den Sternen zielen.
Tipp 2: Visualisiere deine Ziele.
Je genauer du dir deine Ziele vorstellen kannst, desto eher wirst du in die richtige Richtung laufen, wenn du mehrere Optionen zur Wahl hast. Deswegen wähle ein Ziel, das du dir gut bildlich vorstellen kannst. Nimm das Beispiel von eben mit den festen Schreibzeiten: Die kann man sich kaum bildlich vorstellen. Ein fertiges Buch, die Veröffentlichung, Berichte darüber, Lesungen usw. dagegen schon.
Diese Vorstellungen lösen positive Gefühle in dir aus. Und die wiederum helfen dir dabei, dein Ziel zu erreichen.
Tipp 3: Du bestimmst, wie viele Ziele du brauchst.
Fokus, Fokus, Fokus? Nur ein Ziel? Ein Hauptziel und mehrere Unterziele?
Mach es so, wie es sich für dich richtig anfühlt. Ein Ziel lässt sich leicht merken und vorstellen und du gerätst nicht in Konflikt mit anderen Zielen. Gleichzeitig können Zwischen- oder Parallelziele wunderbar dabei helfen, kleinere Flauten zu überwinden.
Wie bei allem gilt: Lerne dich kennen und schaue, was bei dir funktioniert. Bei mir sind's immer mehrere parallele Ziele, die wichtiger und weniger wichtig werden, je nachdem, wo ich selbst gerade stehe.