Ich habe 2011 mit dem Autogenen Training begonnen, seit 2012 bin ich selbst Trainerin. Seit 2014 betreibe ich sogar einen Blog zum Thema Entspannung, der natürlich auch sehr stark von Autogenem Training handelt. Und immer wieder habe ich festgestellt, wie gut Schreiben und Autogenes Training zusammenpasst. Daher zeige ich dir heute all die Vorteile, die du hast, wenn du diese (oder auch eine andere) Entspannungstechnik erlernst, natürlich im Alltag und zur Stressprävention, aber eben auch fürs Schreiben.
Was ist Autogenes Training und wie funktioniert es?
Autogenes Training ist eine Entspannungstechnik. Es wurde von Johannes Heinrich Schultz zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt und ist heute weiter verbreitet denn je. Schultz hat körperliche Reaktionen beobachtet, die in einem entspannten Zustand auftreten, wie beispielsweise die Entspannung der Muskulatur, die Verlangsamung des Atems und des Herzschlags. Aus der Hypnose wusste er, dass der Körper diese Reaktionen auch dann herbeiführt, wenn man sich genau darauf konzentriert.
Aus diesen beiden Dingen konstruierte Schultz das Autogene Training. In Gedanken spricht man sich bestimmte Sätze (zum Beispiel „Ich bin ganz ruhig“ oder „Meine Arme und meine Beine sind ganz schwer“) vor, worauf sich – bei entsprechender Übung – die körperlichen Entspannungsreaktionen einstellen. In der Folge entspannt man dann völlig autark und selbstausgelöst – autogen eben.
Der Zustand, den man dadurch erreicht, ähnelt dem des Schlafens. Tatsächlich ist es gut möglich, dass man beim Autogenen Training einschläft, weil der Körper diese Form der Entspannung bisher nur so kennt. Im Gegensatz zum Schlaf kannst du im Autogenen Training jedoch steuern, was passiert, und (wenn du nicht eingeschlafen bist) dich selbst jederzeit aus diesem Zustand zurückholen. Der Effekt ist der wie nach einem zwanzigminütigen Power Nap – du fühlst dich wach, erfrischt und topfit.
Schultz entwickelte verschiedene Stufen, die später weiter ausgebaut wurden. Die Grundstufe umfasst das eigentliche Autogene Training. In der Mittel- und Oberstufe nutzt man die erlangte Entspannung, um sich mit seinem Unterbewusstsein auseinanderzusetzen.
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Wo kannst du Autogenes Training lernen?
In allen größeren Städten werden Kurse zu Autogenem Training angeboten. Wichtig ist, dass du dir, wenn du dich dafür entscheidest, einen Kurs heraussuchst, in dem du in sechs bis acht Wochen lernst, das Autogene Training selbst anzuwenden. In vielen Wellness-Kursen ist man lediglich Rezipient und hört sich an, wie jemand laut die entsprechenden Sätze sagt. Das ist zwar auch entspannend, es führt allerdings dazu, dass du „abhängig“ von jemandem wirst, der das Training für dich durchführt.
Gleiches gilt übrigens für die vielen CDs und Audio-Trainings, die es auf dem Markt gibt. Sie alle verschaffen dir Entspannung, aber Ziel eines guten Kurses ist immer, dass du nach Abschluss selbst dazu in der Lage bist und niemanden mehr brauchst.
Welche anderen Entspannungstechniken gibt es?
Am ähnlichsten in der Wirkung ist die Progressive Muskelrelaxation. Während das Autogene Training auf Entspannung durch Ruhe setzt, folgt sie in der Progressiven Muskelrelaxation auf die Anspannung. Ebenso können Meditation und Yoga zur Entspannung dienen, auch wenn hinter beiden neben der positiven Auswirkung auf die Entspannung noch mehr philosophische Hintergründe stecken.
Wie wirken Schreiben und Autogenes Training zusammen?
In folgenden drei Themenbereichen ergänzen sich Schreiben und Autogenes Training hervorragend. Ich habe sie in aufsteigender Reihenfolge je nach „Fortgeschrittenen“-Status sortiert. Aber keine Sorge, du kannst auch als Einsteiger ins Autogene Training in allen drei Bereichen gute Erfolge erzielen. Wichtig ist, dass du regelmäßig übst und damit am Ball bleibst.
1. Fokus finden und behalten
Wenn du wie ich neben einem anstrengenden Beruf schreibst und neben all deinen sonstigen Verpflichtungen mit deinem Roman weiterkommen möchtest, kennst du sicher das Problem, Zeit und Ruhe fürs Schreiben zu finden. Der Alltag mit all seinen Sorgen, Verpflichtungen und auch Verlockungen stellt sich immer wieder breitbeinig vor den Schreibtisch und sagt „Jetzt nicht“.
Um weiterzukommen ist es aber unerlässlich, regelmäßig zu schreiben. Und dabei hilft das Autogene Training. Denn durch die Entspannung, die du dadurch erreichst, blendest du automatisch Störungen aus dem Alltag aus. Wenn du direkt vor dem Schreiben eine kurze Trainingseinheit (10 Minuten reichen) einlegst, wirst du sofort einen Unterschied spüren und deutlich fokussierter schreiben.
In der „Mittelstufe“ lernst du sogar, wie du dir gezielt vornimmst, konzentriert zu schreiben. In der entspannten Phase am Ende des Trainings ist das Unterbewusstsein nämlich besonders aufnahmefähig für solche Vorhaben. Aber selbst ohne dieses Wissen wirst du große Fortschritte machen.
2. Umgang mit Frustration
Regelmäßig geübte Entspannungstechniken haben einen ganz tollen Nebeneffekt: Man wird nicht nur entspannter, sondern auch viel gelassener. Das ist gerade beim Schreiben oft hilfreich. Schließlich hat man oft mit Frustration zu kämpfen, wenn beispielsweise die Ideen nicht so kommen, wie man sich das erhofft hatte, man ganze Passagen umschreiben muss, weil einem ein Fehler aufgefallen ist, oder man wieder und wieder am Sinn des Ganzen zweifelt. Wenn du diese Frustration nicht kanalisierst, kann das dazu führen, dass du ein Projekt an den Nagel hängst, das noch sehr gutes Potenzial gehabt hätte.
Hierzu musst du Schreiben und Autogenes Training nicht einmal zeitlich aufeinander abstimmen. Der Effekt, dass du gelassener wirst, tritt dauerhaft ein. Dafür musst du allerdings schon eine Weile üben: Drei bis vier Monate zwei Mal am Tag sollten es schon sein. Wenn du vom Autogenen Training so begeistert bist wie ich, wird das aber kein Problem werden.
3. Kreativität ankurbeln
Schreiben und Autogenes Training kann aber auch noch einen ganz anderen, praktischen Nutzen bringen. Hierzu muss man aber schon in der Mittel- oder Oberstufe sein und sich mit Visualisierungen auseinandergesetzt haben. Sehr grob gesagt nutzt man hierzu die Entspannungsphase am Ende jeder Übungseinheit. Da man in einer schlafähnlichen Situation ist, kann man durch eine bestimmte Technik Visualisierungen hervorrufen, die Träumen ähneln. Der große Unterschied zum Träumen ist, dass man aktiv ins Geschehen eingreifen kann, weil man eben nicht ganz schläft, und dass man sich danach noch sehr genau daran erinnert.
Dies kannst du natürlich sehr gut nutzen, um deine Kreativität zu nutzen und beispielsweise Bilder aus deinem Unterbewusstsein direkt anschließend aufs Papier zu bringen. Ich habe dies ein paar Mal gemacht, sowohl bildlich als auch schriftlich, und war jedes Mal sehr angetan vom Ergebnis.
Und? Konnte ich dich neugierig aufs Autogene Training machen?