Ich weiß, du scharrst schon mit den Füßen und willst endlich loslegen und Autor werden. Doch bevor du beginnen kannst, deinen Roman zu schreiben, musst du sicher sein, dass das, was du da schreibst, auch sinnvoll ist. Wenn du nicht gerade einen Roman über eine selbst erfundene Fantasy-Welt oder über deinen Beruf oder deine Familie schreibst, musst du zunächst mal recherchieren.
Warum überhaupt recherchieren?
Recherchieren ist einfach. Immerhin gibt’s Google. Und ja, Google ist auch gleich der erste meiner fünf Tipps. Aber für einen Roman reicht es dann oft doch nicht. Denn seien wir ehrlich: Sobald man den Wikipedia-Artikel gelesen hat, hält man sich sowieso für einen Experten und hört auf mit dem Recherchieren. Aber das reicht natürlich noch lange nicht.
Du kannst dich jetzt natürlich auf den Standpunkt stellen, dass Recherche sowieso überbewertet ist. Das Wichtige am Schreiben ist schließlich die Geschichte. So lange die passt, sind die Leser happy. Und wenn du was nicht weißt, denkst du es dir aus. Immerhin bist du ja Schriftsteller*in.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Für einen Roman reicht eine Google-Recherche meist eben doch nicht aus.[/perfectpullquote]
Das kann ich mit einem ganz klaren „Ja, aber“ beantworten. Natürlich kannst du dir Sachen ausdenken. Wenn du über einen Arzt schreibst, der ein Medikament entwickelt, dass schnell wieder vom Markt genommen wird, denk dir gerne einen Namen dafür aus. Oder auch die Nebenwirkungen. Du kannst dir sogar eine obskure Krankheit dazu überlegen, die es so gar nicht gibt. Aber wenn dein Roman in der Gegenwart verankert ist, denke dir am besten keine französischen Städte-Namen oder eine Ausbildung für den Arzt aus. Allgemeingültige Dinge, die deine Leser selbst betreffen können, müssen stimmen.
Wenn deine Leser*innen in wenigen Minuten herausfinden können, dass eine Information, die du gibst, falsch ist, hättest du das auch gekonnt. Und dann ist das Ganze nicht mehr kreativ, sondern nachlässig. Und ärgerlich. Die Fakten sollen deine Geschichte ja stützen, nicht von ihr ablenken.
Nachdem ich dich nun hoffentlich von der Notwendigkeit der Recherche überzeugt habe, kommen hier meine fünf besten Tipps.
Fünf Tipps fürs Recherchieren
Tipp 1: Ja, Google – aber nicht nur
Gut, als erstes schaut man natürlich mal im Internet nach. Bei Google, Wikipedia und – meiner Meinung nach eine ebenso gute Wissensquelle – Amazon. Wikipedia ist so strukturiert aufgebaut, dass du dich wahrscheinlich zu deinem Thema stundenlang durch etliche Artikel klicken kannst und erst richtiges Interesse daran gewinnst. Bei Amazon musst du nicht mal alle Bücher zu deinem Thema bestellen, sondern du kannst netterweise in die Inhaltsverzeichnisse schauen und so weitere Ansätze für deine Recherche finden.
Wichtig bei einer Google-Recherche ist es, sich nicht in den vielen Ergebnissen zu verlieren. Dabei hilft es, wenn du möglichst spezifisch bist. Du möchtest alles über das italienische Schulsystem wissen? Wahrscheinlich nicht. Viel eher möchtest du wissen, ob es verschiedene Schulformen gibt, wie ein deutscher Schüler (deine Hauptfigur) sich dort integrieren könnte und welche Schwierigkeiten er hätte. Also suchst du nicht nach „Schule Italien“, sondern nach „Schulsystem Deutschland Italien Vergleich“.
Vergleiche sind ohnehin ein guter Ansatz zur Recherche. Denn wenn du ein Thema bereits sehr gut kennst, lässt sich aus einem Vergleich die für dich (und wahrscheinlich auch für deinen Leser) relevante Information ableiten.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Wenn deine Leser*innen in wenigen Minuten herausfinden können, dass eine Information, die du gibst, falsch ist, hättest du das auch gekonnt.[/perfectpullquote]
Tipp 2: Das gute alte Papier
Nachdem du bei Tipp 1 ja schon bei Amazon bestellt hast (gib’s zu, du konntest es nicht lassen), geht’s jetzt ans Lesen. Dafür eignen sich deine gekauften Schätze, aber natürlich genau so gut eine Bibliothek. Der Vorteil an Büchern gegenüber einer Google-Recherche ist, dass das Wissen zu einem Thema oft tiefgehender ist als das, was du bei Google findest. Schließlich hat sich schon einmal jemand hingesetzt und es für dich (ok, auch für andere) strukturiert und aufbereitet. Du wirst bei einer Literaturrecherche also immer auch auf Dinge stoßen, an die du vorher gar nicht gedacht hast. Und im Zweifel kannst du anschließend mit Tipp 1 weitermachen.
Tipp 3: Sprechen nicht vergessen
Das beste, was du machen kannst, wenn du Experten-Wissen zu einem Thema haben willst, ist, einen Experten zu fragen. Am besten suchst du dir nicht den Experten aus. Wenn du wissen möchtest, wie das Leben als Politiker ist, fragst du nicht direkt bei der Kanzlerin nach, weil sie eventuell keine Zeit für dich hat. Du könntest stattdessen Lokalpolitiker in deiner Stadt fragen. Sie können dir aus ihrem Leben berichten, vielleicht weitere Kontakte herstellen oder dir erzählen, wie aus ihrer Sicht das Leben eines anderen Politiker so ist. Alles sehr relevante Informationen für dich! Und auch er wird dich auf Dinge bringen, an die du selbst nie gedacht hättest.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Wenn du Expert*innen-Wissen zu einem Thema brauchst, fragst du am besten bei Expert*innen nach.[/perfectpullquote]
Tipp 4: Juchhu, fernsehen!
Fernsehen ist für mich nach Facebook einer der Haupt-Zeit-Killer überhaupt. Daher sehe ich mittlerweile nur noch ganz gezielt Filme auf DVD. Wenn du ein zeitgeschichtliches Thema hast, schlägt aber die Stunde des Fernsehens. Denn sehr wahrscheinlich gibt es Dokumentationen zu deinem Thema. Diese können dir sehr kompakt gutes Hintergrundwissen vermitteln. Außerdem sind Dokumentationen nicht annähernd so beliebt wie Hollywood-Blockbuster und daher oft sehr günstig zu beziehen. Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt in ihrer Mediathek beispielsweise eine sehr ausgesuchte Sammlung an Dokumentationen kostenlos zur Verfügung.
Tipp 5: Wissen, wenn’s reicht
Wie bei allem, was gut ist, ist zu viel davon am Ende dann doch nicht so gut. Denn du hast ja grundsätzlich Recht mit deinem Einwand. Am Ende kommt es auf die Geschichte an. Bevor du also für den Kurz-Ausflug deiner Hauptfigur nach Papua-Neuguinea die gesamte Landesgeschichte recherchierst, eine kleine Bibliothek zusammenstellst und eine Filmreihe darüber anschaust, solltest du innehalten und dir überlegen, wie sinnvoll das noch ist (nicht sehr). Wenn Zeiten und Schauplätze nur eine sehr geringe Rolle in deinem Roman spielen, solltest du auch das Recherchieren hierfür eindämmen. Stattdessen kannst du dich auf den kreativen Part stürzen und endlich deinen Roman schreiben.
Hoffentlich haben dir meine Tipps für deine nächste Recherche geholfen!