Wie lange dauert es, einen Ratgeber zu schreiben?

von yvonne 

In diesem Artikel lernst du ...

Mein erster Berührungspunkt mit dem Thema "Ratgeber schreiben" war noch ziemlich naiv - und ich habe das Projekt unterschätzt. Damit stehe ich allerdings relativ alleine da. Die meisten Menschen überschätzen die Dauer des Schreibens. Hier rechne ich dir vor, wie lange du tatsächlich brauchst.

Ich erzähle gerne die Geschichte, wie ich zum ersten Mal den Entschluss gefasst habe, einen Ratgeber zu schreiben. Inspiriert von einem Blog-Artikel, der beschrieb, wie man in nur 24 Stunden ein E-Book veröffentlichen kann, dachte ich: “Wow, cool, 1 Tag, das geht ja schnell.” Natürlich war nicht ein Tag gemeint, sondern 24 Stunden reine Arbeitszeit. (Und ich denke, das Missverständnis war gewollt.) 

Mittlerweile habe ich eine gute Vorstellung davon, wie viel Zeit ich wirklich für einen Ratgeber einplanen muss. Und natürlich hängt es von ganz vielen verschiedenen Faktoren ab, welchen Aufwand dein Ratgeber tatsächlich machen wird. Welche das sind und wie du realistisch planen kannst, wie viel Zeit du brauchst, stelle ich dir in diesem Artikel vor.

Was gehört überhaupt alles dazu, wenn du einen Ratgeber schreibst?

Zunächst einmal musst du dein Thema eingrenzen und die Struktur festlegen. Beides solltest du tun, bevor du mit dem Schreiben loslegst, denn es erleichtert dir die Arbeit später enorm. Nach diesen Vorbereitungen kannst du dich dann ins Schreiben stürzen, wobei du sehr wahrscheinlich parallel dazu recherchieren musst. Da du sehr wahrscheinlich nicht sofort alles fehlerfrei schreiben wirst, geht’s danach ans Lektorieren.

Dann ist dein Ratgeber aber noch nicht fertig. Wenn du ihn per Selfpublishing veröffentlichst (und das empfehle ich dir bei einem Ratgeber auf jeden Fall), musst du deinen Text nun noch zu einem Buch “verarbeiten”.

Damit du eine realistische Einschätzung erhältst, welchen Aufwand du vor dir hast, betrachte ich nicht nur das reine Schreiben. Das ist zwar der Hauptanteil der Arbeit, aber längst nicht alles. Von der Idee bis zum veröffentlichten und verkauften Buch gehört eine Menge mehr dazu.

Dafür musst du dich zunächst ein wenig mit dem Buchsatz bzw. der Formatierung beschäftigen. Außerdem braucht dein Buch ein Cover (bzw. zwei, wenn du E-Book und Taschenbuch herausbringen willst, und auch das empfehle ich). Dann musst du noch ein paar Texte verfassen, und zwar die Klappentexte – den fürs Buch und den, der im Online-Shop angezeigt wird. Danach kannst du dein Buch dann beim Publisher deines Vertrauens hochladen und musst nur noch auf den Knopf zur Freigabe drücken.

Fertig!

Oder?

Naja, nicht ganz. Denn ohne dass du aktiv wirst, dauert es sehr lange, bis Menschen auf dein Buch aufmerksam werden. Wenn das überhaupt passiert. Daher ist der letzte Schritt die Vermarktung deines Buchs.

Nicht alle Punkte musst du übrigens selbst erledigen. Im Grunde kannst du alles nach dem Schreiben an andere abgeben – es sind genau die Punkte, die ein Verlag für dich übernehmen würde. Ganz um die eigene Vermarktung wirst du allerdings nicht herumkommen. Das erwarten mittlerweile selbst Verlage von dir.

So, und jetzt geht’s ans Rechnen. Ich übergebe hiermit vertrauensvoll an die BWLerin in mir und hoffe, dass dir meine Zahlenspiele ein bisschen Spaß machen.

So lange brauchst du für die einzelnen Stationen des Ratgeberschreibens

Die Vorbereitung (Thema eingrenzen und Struktur erstellen)

Ich gehe davon aus, dass du bereits eine grobe Idee hast, worüber du schreiben möchtest. Damit dein Buch später seine Zielgruppe findet, solltest du dein Thema auf jeden Fall noch einmal überprüfen und eventuell auch enger fassen. Es ist nämlich so: Wenn du’s für alle passend machen willst, ist es am Ende vielleicht für viele okay, aber für niemanden ein Volltreffer. (Mehr zum Thema findest du hier.)

Das Thema eingrenzen kannst du durch ein bisschen Recherche (Was machen andere? Was gibt es schon bzw. noch nicht?) und genaues Nachdenken. Da du dein Thema ja kennst und dir nichts Neues erarbeiten musst, brauchst du dafür normalerweise nicht länger als 1 Stunde.

Um deine Struktur aufzubauen, musst du auch ein wenig recherchieren und deine Informationen in eine sinnvolle Ordnung bringen. Diesen Schritt solltest du auf keinen Fall überspringen. Denn bevor sie dein Buch kaufen, werden sich deine Leser*innen sehr genau dein Inhaltsverzeichnis anschauen. Wenn sie den Eindruck haben, dass wichtige Punkte fehlen oder dass sie den Aufbau deines Buchs nicht richtig verstehen, werden sie sich ein anderes aussuchen. Erfahrungsgemäß dauert es etwa 2 Stunden, eine gute Struktur für den Ratgeber aufzubauen.

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Recherchen

Der Aufwand für Recherchen ist am schwierigsten zu schätzen, denn er hängt sehr stark von deinem Thema ab. Wenn du zum Beispiel über ein rechtliches Thema schreibst, willst du natürlich die besten Quellen heranziehen und alles, was du schreibst, belegen. Schreibst du dagegen eher aus deiner Erfahrung (zum Beispiel einen Ratgeber zum Thema Balkongemüse), wirst du nur an manchen Stellen überprüfen wollen, ob alle Informationen stimmen.

5 Stunden solltest du auf jeden Fall für Recherchen einplanen, weil sich immer wieder Sachen ergeben, die du nachschauen wirst. Nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt.

Das eigentliche Schreiben

Wenn du diese Vorarbeiten gemacht hast, geht das Schreiben deutlich schneller. Denn du musst nicht mehr überlegen, was du schreiben willst (das steht ja schon mit der Struktur fest), sondern kannst einfach deinen Text formulieren.

Und klar, das dauert trotzdem.

Auf eine Normseite, die in etwa so groß ist wie eine fertige Seite in deinem Ratgeber, passen im Schnitt 250 Wörter. Wie viele Wörter du pro Stunde schreiben kannst, hängt natürlich stark von deiner persönlichen Schreibgeschwindigkeit ab und davon, wie viel du dich beim Schreiben durch Dinge wie Lektorieren und Recherchieren ablenken lässt. Trennst du diese Tätigkeiten, solltest du auf 500 Wörter pro Stunde kommen. Diese Zahl kann natürlich höher oder niedriger liegen, je nachdem, wie geübt du im Schreiben bist.

Nehmen wir also an, du schaffst 2 Seiten pro Stunde. Wenn dein Ratgeber 80 Seiten lang sein soll, brauchst du 40 Stunden allein fürs Schreiben.

Lektorat

Ein*e Lektor*in schafft im Schnitt ca. 10 Normseiten pro Stunde – ohne inhaltlich zu lektorieren. (Die Zeit fürs inhaltliche Lektorat ist bereits in der Recherche eingerechnet, denn dort überprüfst du ja die Fakten.) Wahrscheinlich lektorierst du normalerweise keine Bücher, sodass du etwas länger brauchen wirst. Ich setze hier einfach mal die doppelte Dauer an. Das bedeutet, dass du pro Stunde 5 Seiten schaffst. Bei 80 Seiten Ratgeber sind das noch einmal 16 Stunden, die du brauchst, um deinen Text wirklich veröffentlichungsreif zu bekommen.

Formatierung / Buchsatz

Natürlich soll dein Buch auch gut aussehen. Und “gut” heißt professionell. Das bedeutet, du musst es so formatieren, dass es von einem im Verlag veröffentlichten Buch nicht zu unterscheiden ist.

Das geht tatsächlich mit Word. Nicht alles geht sehr gut, aber irgendwie bekommt man schon alles hin. Natürlich kannst du dein Buch auch in einem Desktop-Publishing-Programm setzen, aber der Aufwand ist noch deutlich größer, wenn du damit bisher nicht gearbeitet hast.

Wenn du dein Buch in Word formatieren willst und nicht sehr erfahren bist, solltest du 8 Stunden einplanen. Die Dauer hängt kaum von der Länge ab, wenn du mit Formatvorlagen arbeitest. Natürlich musst du jede Seite noch einmal manuell überprüfen, bevor du eine druckfertige PDF-Datei erstellst, aber das ist der geringste Aufwand.

Cover

Dein Cover gestaltest du am besten mit Canva (canva.com), denn die Bedienung ist so einfach, dass du sie intuitiv erlernen wirst. Um beide Cover-Varianten zu gestalten, wirst du dann etwa 4 Stunden brauchen, inklusive Recherche.

Klappentexte

Mit den Klappentexten tun sich viele schwer, weil es den meisten Menschen unangenehm ist, ihre eigene Arbeit anzupreisen. Die Texte an sich sind sehr kurz, trotzdem würde ich hierfür 2 Stunden einplanen.

Upload

Der Upload an sich geht sehr schnell. Allerdings kommen an dieser Stelle alle Einzelteile zusammen und du prüfst noch einmal final alles, was du gemacht hast. Daher solltest du hierfür auch 2 Stunden veranschlagen.

Vermarktung

Auf die Vermarktung trifft dasselbe zu wie aufs Recherchieren: Nach oben ist alles möglich. Sinnvollerweise solltest du auch mittelfristig jede Woche ein bisschen Zeit in die Vermarktung deines Buchs stecken, damit es ein Longseller wird und dir noch lange Sichtbarkeit und Einnahmen beschert.

Ein paar Dinge sind auf jeden Fall gleich am Anfang sinnvoll, damit dein Buch einen guten Start hinlegt. Hierfür kannst du grob 10 Stunden rechnen.

Und was macht das jetzt in Summe?

Also, wie lange braucht man nun, um ein Ratgeber-Buch von 80 Seiten zu schreiben? Hier ist die Zusammenfassung:

  • Vorbereitung: 3 Stunden
  • Recherche: 5 Stunden
  • Schreiben: 40 Stunden
  • Lektorat: 16 Stunden
  • Formatierung / Buchsatz: 8 Stunden
  • Cover: 4 Stunden
  • Klappentexte: 2 Stunden
  • Upload: 2 Stunden
  • Vermarktung: 10 Stunden

Vielleicht hast du mitgerechnet. Wenn nicht, kommt hier das Ergebnis für dich. Es sind – Achtung! – insgesamt 90 Stunden, die du dir für die Arbeit an deinem Ratgeber reservieren solltest.

Uff?

Naja, auf jeden Fall deutlich weniger attraktiv als die 24 Stunden, die man mir damals in Aussicht gestellt hat. Aber eben auch deutlich realistischer.

Natürlich kann es bei dir länger oder kürzer dauern, je nachdem, auf was du zurückgreifen kannst, wie erfahren du in einzelnen Punkten bist, wie lang dein Ratgeber wird oder welche besonderen Anforderungen es an deinen Ratgeber gibt. Bei meinem letzten Ratgeber Schreiben für Blogs habe ich die komplette Arbeitszeit mitgetrackt, um einen genauen Wert für die Dauer zu ermitteln. Ich bin auf etwas weniger als 60 Stunden für einen Ratgeber mit 226 Seiten gekommen. Allerdings war das auch mein 10. Ratgeber, ich kann auf Vorlagen zurückgreifen und bin mittlerweile sehr geübt in der ganzen Technik drumherum. Außerdem schreibe ich deutlich schneller als die meisten Menschen, weil ich ungefähr die Hälfte meiner Arbeitszeit damit verbringe.

90 Stunden sollten also auf jeden Fall machbar sein. Dabei geht es natürlich nur um die reine Arbeitszeit. Je nachdem, wie viel Zeit du täglich investierst, kannst du rein rechnerisch deinen Ratgeber in 2 bis 10 Wochen schreiben und veröffentlichen.

Die 2 Wochen sind zwar schaffbar, aber gerade beim ersten Ratgeber solltest du dir selbst ein bisschen mehr Zeit geben. Wahrscheinlich wirst du nicht jeden Tag acht Stunden lang an deinem Ratgeber schreiben können, weil du noch andere Dinge zu tun hast oder weil man das einfach nicht gut acht Stunden am Stück machen kann.

Am Ende ist es auch egal, wie lange es dauert. Du wirst dich über deinen fertigen Ratgeber nach 3 Wochen genauso freuen wie nach 3 Monaten. Und das ist sowieso das Wichtigste.

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