Wie du die Gelegenheiten findest, die du wirklich wahrnehmen solltest
Man kennt das ja: Eigentlich hat man gar keinen Hunger, aber irgendjemand bietet einem ein super leckeres Stück Kuchen an. Oder ein Sandwich. Und - naja - Kuchen und Sandwich gehen ja eigentlich immer, also greifen wir zu. Weil sich die Gelegenheit bietet. Manchmal leben wir unser Leben auch ein bisschen nach den Gelegenheiten, die sich ergeben - gar nicht nach unseren Zielen. Und darum geht’s in dieser Episode.
Wenn ich mir meinen Lebenslauf anschaue, erkenne ich darin ein paar meiner Ziele wieder: das Ziel, unabhängig zu sein. Das Ziel, Verantwortung zu übernehmen und mich persönlich weiterzuentwickeln.
Vor allem aber erkenne ich Gelegenheiten, die sich mir geboten haben.
Und die ich nicht gewagt hätte abzulehnen. Einfach, weil ich davon überzeugt war, dass man Gelegenheiten wahrnimmt, wenn sie sich bieten.
Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, die Angst davor haben, eine Gelegenheit auszulassen. Ich habe definitiv lange dazugehört. Vor ein paar Wochen habe ich ja schon mal etwas über die Fear of Missing Out, die Angst, etwas zu verpassen, erzählt. Aber das hier geht nochmal in eine andere Richtung. Denn es hat etwas mit unserem Selbstbild und unserem Selbstwertgefühl zu tun.
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Ich bin dabei!Unser Selbstbild machen wir nicht selbst.
Auch andere machen es nicht, oder zumindest meist nicht bewusst. Wir leiten es aber aus dem ab, was wir erleben. Und da ist - wie immer - unsere Kindheit natürlich besonders prägend. Von Natur aus sind wir neugierig, offen, freuen uns darüber, ein Teil dieser Welt zu sein. Und wir teilen uns gerne der Welt mit. Und wenn wir dann negatives Feedback bekommen, wenn jemand genervt ist, weil wir zu laut sind, wenn wir geschimpft werden, merken wir uns das alles. Unser Schluss ist dann: Oh, ich bin ja gar nicht so toll wie ich dachte.
Aus diesen vielen kleinen Erlebnissen setzt sich unser Selbstbild zusammen. Und bei manchen von uns ist es Teil des Selbstbilds, dass ihnen bestimmte Türen verschlossen bleiben. Das sind nicht nur Informationen und Feedbacks, die wir bekommen, sondern auch Informationen, die wir nicht bekommen. Und die wir dann in Gedanken irgendwie ausfüllen.
Ich bin 1976 geboren, und 1986 war ich entsprechend 10 Jahre alt. 1986 war das Jahr der Challenger-Katastrophe, als das Space-Shuttle keine zwei Minuten nach dem Start zerbrach und alle Besatzungsmitglieder starben. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, welchen Schock sie bei allen ausgelöst hat. Besonders schlimm fanden viele Menschen damals, dass Christa McAuliffe mit an Bord war und ebenfalls gestorben ist. Christa McAuliffe war nämlich die erste Teilnehmerin am Teacher-in-Space-Programm der NASA, also eine Lehrerin, die mitfliegen sollte, um aus dem All zu unterrichten. Und ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe: “Oh, wow, wenn man Lehrerin ist, kann man also auch als Frau Astronaut werden!”
Mir hatte nie jemand gesagt, dass Frauen nicht Astronautin werden können.
Es gab auch schon Astronautinnen damals. Es flog sogar auf derselben Challenger-Mission Judith Resnik mit. Darüber hatte ich aber noch nie etwas gehört. Und hatte daraus für mich gemacht: Astronautin kann ich nicht werden, weil ich eine Frau bin. Oder irgendwann mal eine sein würde, ich war ja noch sehr jung damals. Genauso dachte ich, dass ich nie Pilotin werden könnte, weil ich eine Brille brauchte. Oder nie vor großen Mengen sprechen könnte, weil ich so schüchtern war.
Aus vielen kleinen Anekdoten in unserem Leben ergibt sich irgendwann ein Bild, was wir tun können und was nicht. Ich war immer eine sehr gute Schülerin, hatte bei meinem Abschluss aber trotzdem das Gefühl, dass ich es schwer haben würde, irgendwann einen Beruf zu finden. Ich wollte schon als Kind Schriftstellerin und Lehrerin werden, aber vor dieser großen Entscheidung entschied ich mich für etwas vermeintlich Sicheres, und hab dann BWL studiert. Und dass ich einen Studienplatz bekommen habe, hat sich für mich wie ein großes Geschenk angefühlt.
So ging es dann eine ganze Weile weiter: Eine Unternehmensberatung suchte jemanden, der mit Excel umgehen kann? Super Gelegenheit! Nach dem Studium wollten sie mich einstellen? Natürlich! Später entwickelte ich mich von dort fort und suchte mir ein Unternehmen, das besser zu mir passte. Aber auch dort nahm ich alle Gelegenheiten wahr, bis es dort schließlich keine Möglichkeit für mich mehr gab weiter zu wachsen.
An diesem Punkt bin ich dann so richtig ins Nachdenken gekommen. Warum war ich überhaupt dort, wo ich war? Warum hatte ich jede Gelegenheit angenommen, auch wenn ich manchmal ein komisches Gefühl im Bauch dabei hatte?
Die Antwort ist: Weil ich irgendwie immer dachte, dass diese Gelegenheiten Zufall waren. Dass ich sie nicht wieder bekommen würde.
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Ich bin dabei!Vielleicht kennst du das aus deinem Leben ja auch.
Wenn du deine Reise durch deinen Beruf nachvollziehst, überleg doch mal, warum du welche Entscheidung getroffen hast. Wann hast du gedacht, dass etwas dich deinem persönlichen Ziel näher bringt? Und wann hast du eine Gelegenheit ergriffen, weil du dachtest, sie ist einzigartig?
Mir ist klar, dass es ein großes Privileg ist, Gelegenheiten ausschlagen zu können. Viele von uns nehmen sie aber nicht an, weil sie müssen, sondern weil sie denken, dass sie es müssen. Vielleicht kennst du das Marshmallow-Experiment. Das war ein Experiment, das in den 1960er und 1970er Jahren mit Kindern durchgeführt wurde. Vierjährigen Kindern wurde ein Marshmallow hingestellt und ihnen wurde gesagt, dass sie später ein zweites bekommen, wenn sie dieses liegenlassen. Dann wurde gemessen, wie lange die Kinder warteten.Je länger sie gewartet haben, desto stärker war ihre Impulskontrolle. Denn der erste Impuls ist natürlich: “Ich ess das Ding jetzt.”
Später hat man sich die Schulleistungen der Kinder angeschaut und festgestellt, dass diejenigen, die länger gewartet haben, besser in der Schule waren. Und man hat daraus abgeleitet, dass willensstarke Menschen später erfolgreicher im Leben sind.
Jetzt weiß eigentlich jeder Mensch, der sich eine Viertelstunde mit Statistik beschäftigt, dass ein statistischer Zusammenhang kein kausaler ist. Also, wenn in einem Jahr in einem Dorf besonders viele Kinder geboren werden und auch besonders viele Störche sind, heißt das nicht, dass die Geschichte mit dem Storch doch stimmt. Vielleicht ist der Zusammenhang zufällig - das kann man mit Vergleichsgruppen herausfinden - oder es gibt einen anderen Grund, der für beides verantwortlich ist.
Das ist nach über vierzig Jahren auch in Bezug auf das Marshmallow-Experiment klar geworden und man hat’s noch mal durchgeführt und genauer ausgewertet. Das Ergebnis: Es gibt tatsächlich einen Faktor, der beides beeinflusst: die Impulskontrolle und den späteren Erfolg. Und dieser Faktor ist der soziale Hintergrund. Kinder, deren Eltern mehr Geld verdienen und selbst einen höheren Bildungsabschluss haben, warten gerne auf das zweite Marshmallow. Sie wissen nämlich, dass es immer Marshmallows für sie geben wird. Und in der Schule haben sie es auch leichter, weil ihre Eltern sie besser unterstützen können - selbst beim Lernen, mit Nachhilfeunterricht oder auch einfach, indem sie selbstbewusster den Lehrkräften gegenüber auftreten.
Wer also als Kind schon gelernt hat, Gelegenheiten lieber sofort wahrzunehmen, hört als Erwachsene nicht einfach damit auf. Dafür braucht es das Bewusstsein, dass es besser für einen ist, und auch ständige Übungen.
Es gibt nämlich auch genau die Gelegenheiten, auf die wir warten.
Wir müssen aber unseren Blick dafür schärfen. Wenn wir denken, dass uns eh nicht die perfekte Gelegenheit erreicht und wenn wir dann die erstbeste annehmen, dann bekommen wir ja gar nicht mehr mit, wenn sich etwas anbietet, was wir wirklich wollen.
Wenn du dir also mehr passende Gelegenheiten wünschst, ist es wichtig, dass du dir über dein Ziel klar wirst. Und da spreche ich wirklich von einem Lebensziel. Ich wollte immer schreiben und unterrichten. Die Gelegenheit hat sich für mich nicht direkt angeboten, sondern indirekt. Ich habe neben meinem Job 2010 mit dem Bloggen angefangen, also geschrieben. Daraus hat sich über die Jahre all das entwickelt, was ich heute tue. Bzw. ich habe es dahin entwickelt, weil ich gesehen habe, wie ich das, was ich habe, und das, was sich anbietet verbinden kann. Zu dem, was ich wirklich möchte.
Wenn es dein Lebensziel ist, in Spanien zu leben, wird die Gelegenheit, die sich dir bietet, vielleicht kein Job-Angebot sein, dass dir unverhofft ins Haus flattert. Sondern vielleicht die Möglichkeit, dir etwas aufzubauen, was du von überall machen kannst. Oder ein Job, den du komplett im Homeoffice machen kannst. Oder vielleicht auch erst mal die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen und für ein paar Monate das Leben in Spanien auszuprobieren.
Um das zu erkennen, brauchst du wie gesagt dein Ziel. Denn was eine Gelegenheit ist und was eine Ablenkung hängt davon ab, wohin du willst.
Wenn du Gelegenheiten annimmst, die nicht zu deinem Ziel führen, ist das auch nicht schlimm. Denn vielleicht führen sie dich zu deiner nächsten Gelegenheit.