Interview mit Gerda Richter, Autorin von Hochsensibel und mittendrin

von yvonne 

Gerda Richter war eine der vier Teilnehmerinnen meines allerersten Workshop-Kurses – eine Pionierin der ersten Stunde sozusagen. Sie hat ihr Buch Hochsensibel und mittendrin im August veröffentlicht und schon jetzt sehr vielen Menschen mit ihrem Ratgeber geholfen. Im Interview erzählt sie, worum es in ihrem Buch geht, wie sie zum Schreiben kam und was sich mit der Veröffentlichung für sie geändert hat.

Stell dich doch am besten selbst kurz vor. Wer bist du, was machst du, woher kommst du?

Ja, dann erstmal Moin moin aus Emden. Liebe Yvonne, ich danke dir für diese Möglichkeit, über mein erstes Buch und die Entstehungsgeschichte zu berichten. Das ist mein allererstes Interview und ich bin einigermaßen aufgeregt.

Ich bin Gerda, Anfang 50, Familienfrau aus Überzeugung und lebe zurzeit mit meinen drei Männern (davon sind zwei meine Söhne) und unserer kleinen Fellnase Molly in meiner Wahlheimat Ostfriesland. Was ich mache?  Alles, was es so zu tun gibt für einen Familienmenschen. Außer den üblichen Dingen des Alltags liebe ich es, in der Natur zu sein, mich mit anderen freundlichen Wesen auf eine Tasse Tee zu treffen oder zu schreiben.

Ach ja, und da der Herbst vor dem Deich steht, lese ich auch sehr gerne mal ein gutes Buch.

Du hast im August dein erstes Buch veröffentlicht. Worum geht es in dem Buch?

In meinem ersten Ratgeber geht es um mein Lebensthema „Hochsensibel und mittendrin“.
Das Buch ist ein Leitfaden zu mehr Lebensfreude für Feinfühlige im Alltag.

Was verbindet dich mit dem Thema deines Ratgebers?

Ich bin selber hochsensibel geboren und habe die ersten vierzig Jahre meines Lebens als sehr anstrengend und oft als überfordernd empfunden. Ich bin quasi eine Expertin aus Betroffenheit. Zwar ist mein Lebensthema in den letzten zwanzig Jahren immer mehr in Fachbüchern und Seminaren beschrieben und erörtert worden, doch so einen echten alltagstauglichen Begleiter für die Lebenslagen der realen Welt da draußen habe ich verzweifelt gesucht. Aber zu meiner Freude tut sich gerade sehr viel an dieser Stelle: Gab es am Anfang meiner Recherche nur eine Handvoll meist englischsprachiger Literatur, finden sich heute zahlreiche Angebote, auch online, um sich gut zu informieren. Seit ein paar Jahren beteilige ich mich außerdem mit Begeisterung aktiv an einer Gesprächsgruppe von Gleichgesinnten. In dieser Runde entstand auch die Idee zu meinem Blog empathie.blog.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben?

Als ich Ostern 2019 die ersten Zeilen für meinen Blog hochgeladen hatte, hätte ich nie damit gerechnet, dass ich mit meinen Alltags-Geschichten so vielen hochsensiblen Menschen helfen und beistehen würde. Die Rückmeldungen waren erstaunlich.

Da hatte ich wohl im wahrsten Sinne des Wortes einen sensiblen Nerv zur richtigen Zeit getroffen. Aus der Runde meiner Leser*innen kam der aufrichtige Wunsch, etwas Richtiges aus Papier in der Hand zu lesen zu haben. Ein Ratgeber, das wäre doch toll.

Und nach einigen Überlegungen habe ich mich genau ein Jahr später mehr oder weniger spontan und mitten in der Nacht noch gerade so vor Anmeldeschluss für diesen Ratgeber-Online-Kurs angemeldet.

„My Next Self! Wie passend“, dachte ich. Noch keine blasse Ahnung, was da auf mich zu rollen sollte.

Was war rückblickend für dich die größte Herausforderung?

Was das Buch selber betrifft, war die größte Hürde meine Angst, etwas elementar Wichtiges zu vergessen, weil ich viel Material zu den verschiedensten Themen gesammelt habe über die Jahre. Dieser Knoten ist dann aber ganz einfach dadurch geplatzt, dass ich einfach BAND 1 auf das Cover gesetzt habe. So konnte ich mich entspannen, es geht ja schließlich weiter.

Meine größten Schwierigkeiten hatte ich allerdings persönlich im technischen Bereich.

Es ist etwas ganz anderes, auf einem IPad ein paar Zeilen in der Woche für meinen Blog zu schreiben, als einen eigenen  Ratgeber zu veröffentlichen. Ich habe in der Zeit des Workshops soviel Neues gelernt, neue Wörter, neue Anwendungen, neue Arten der Kommunikation und wundervolle Mitautorinnen. Ich kann jetzt zoomen, weiß um die Pomodoro-Methode, fange an, viel mehr aus dem Schreibprogramm unseres Laptops herauszuholen. Zwischendurch dachte ich mehrmals daran aufzugeben.

Ich war zu Beginn der Reise mit dir, liebe Yvonne, eben nur eine hochsensible Ehefrau, Mama, Tochter und Freundin, die ab und zu über ihr Persönlichkeitsmerkmal und das Alltagsgeschehen bloggt.
Es war von Anfang an klar, dass ich sehr viel Hilfe und Unterstützung bei der tatsächlichen Umsetzung benötigen würde. Die habe ich bekommen, und wie.

Das Lektorat und den Satz habe ich auch aus diesen Gründen in Profihände gegeben, was sich mehr als gelohnt hat. Das finde nicht nur ich!

Manchmal besteht die größte Herausforderung in der Akzeptanz, dass ich nicht alles selber machen muss und nicht alles selber können muss. Sich einen Profi/Experten wie dich an die Seite zu holen, hat das Gesamtwerk erst zu dem gemacht, was es heute ist.

Und wie war es, als du dein Buch dann in den Händen gehalten hast?

Unbeschreiblich !

Das war ein sehr kostbarer, wertvoller und – wen wundert´s – höchst emotionaler Moment für mich. Als der Postbote die Kartons auf den Flurboden gestellt hatte, habe ich ganz vorsichtig, wie bei einem rohen Ei, den Klebestreifen abgezogen und: DA war es. MEIN erster Ratgeber. Unbeschreiblich und irgendwie: weich. Ja, es fühlte sich wirklich weich an wie ein Küken. Mein kleines Küken.

Gerade geschlüpft.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon über 30 Vorbestellungen, obwohl es noch gar keiner gesehen hatte. Mein eigenes Buch – was für ein Abenteuer.

Auch heute nach den ganzen aufregenden Wochen streiche ich jeden Tag einmal über mein erstes Exemplar. Es ist immer noch ein wenig surreal.

Du hast dein Buch über Amazon veröffentlicht. Würdest du das noch mal so machen?

Ich habe keinen Vergleich, aber meine bisherigen Erfahrungen sind nur positiv. Das Hochladen ist unproblematisch. Ich hatte gerade zu Beginn eine Frage an den Support gestellt, die auch sehr zeitnah und qualifiziert beantwortet wurde.

Ich hoffe, Band 2 – … werden auch bei Amazon veröffentlicht werden. Außerdem ist Amazon der Bücherladen mit den meisten Kunden, oder?

Für den Verkauf des Buchs hast du dich nicht allein auf Amazon verlassen. Was hast du getan, um deinen Ratgeber bekanntzumachen?

Also, so richtig Werbung habe ich noch gar nicht gemacht, die meisten Bücher sind tatsächlich über den persönlichen Kontakt zu Betroffenen verkauft worden. Einige meiner Mitstreiter*innen haben gleich mehrere für Verwandte und Bekannte geordert.

Ich habe auf meinem Blog darüber berichtet und, soweit ich weiß, wird es auch auf anderen sozialen Medien freundlich und wertschätzend erwähnt. Das freut mich natürlich sehr, überwältigt mich aber auch gerade ein wenig. Hier vor Ort habe ich einige Exemplare in mein Lieblings-Lesecafe zur Ansicht gegeben, wobei ich da noch auf eine Rückmeldung (Corona) für eine Lesung warte. Es sind so gute Geschichten zum Vorlesen in meinem Ratgeber, und wenn ich sie selber lese, entsteht eine ganz feine Stimmung im Raum.

Für viele Erst-Autor*innen ist gerade eine Lesung eine große Hürde, weil sie plötzlich auch als Person sichtbar werden und quasi hinter ihrem Buch hervortreten. Wie hast du deine erste Lesung organisiert? Und wie war sie für dich?

Das war etwas ganz Wunderbares, weil es sozusagen ein „Heimspiel“ für mich war.

Alle Zuhörer*innen des Abends haben das Projekt „Gerda schreibt einen Ratgeber“ von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung begleitet und hingen mir somit an den Lippen, als ich ein paar Seiten vorlesen durfte.

Diese erste Runde hat mir große Sicherheit und Zuversicht für die nächsten Lesungen gegeben.

In der Pause und auch nach dem offiziellen Teil haben mir alle gratuliert und mir versichert, wie schön sie den Abend fanden und wie sehr sie sich wiedergefunden haben. Mehr kann ich mir als Autorin nicht wünschen. Meine Art von Ratgeber eignet sich hervorragend für solche Veranstaltungen, weil die Geschichten mitten aus dem Alltag vieler hochsensibler Menschen kommen und sich ein Gefühl von Verstandenwerden oder Wiedererkennen einstellen kann. Kostbar sind auch die Gespräche danach für mich.

Als ich dann die einzelnen Bücher noch signieren durfte, wurde mir ehrlich gesagt auch die Verantwortung bewusst und mich überkam eine große Dankbarkeit. Mag vielleicht kitschig klingen, aber ich fühlte in diesem Moment eine solche Demut vor meinem Leben und bekam eine Ahnung, was hier gerade angefangen hatte.

Ich bin jetzt eine freiberufliche Autorin.

Und du bist auch ein Teil dieses Erfolges, liebe Yvonne!

Welche Reaktionen hast du auf Hochsensibel und mittendrin erhalten?

Wundervolle und herzerwärmende, aber auch traurige und aufgeregte Reaktionen erreichen mich seit Veröffentlichung fast täglich. Ich gehe sehr sorgfältig damit um und versuche, jede einzelne bewusst zu erfassen. Ich bin froh, dass Väter ihre Töchter mit anderen Augen sehen, Männer ihre Frauen und Lehrer*innen ihre Schulkinder.

Es ist gar nicht die Menge der Reaktionen, sondern eher die Tiefe und der Mehrwert, die mein Ratgeber anscheinend in ganze Familiensysteme bringt.

Das war mein Ziel, zufrieden zu sein, wenn es auch nur einem Menschen helfen würde.

Nun, das habe wohl heute schon mehr als erreicht.

Negative Reaktionen gab es kaum, und wenn, kamen diese von Menschen, die per se mit meinem Lebensthema nicht viel anfangen können. Das ist in Ordnung, wenn auch etwas befremdlich zu Anfang.

Insgesamt sind die Reaktionen auf mein Erstlingswerk sehr positiv und manche trauen sich ja auch, das öffentlich kundzutun. Das ist wundervoll. Viele Feedbacks erreichen mich aber nach wie vor in guter alter Hochsensiblen-Art:  im Stillen oder im Zweiergespräch.

Was hat sich mit dem Buch in deinem Leben verändert?

Ich bin Autorin, und egal ob ich jemals wieder ein Wort oder eine Zeile schreiben werde, die irgendjemand lesen wird, ich habe es getan. Ich bin meinem Herzen gefolgt und habe einen Ratgeber für hochsensible Menschen geschrieben, die sich nach mehr Lebensfreude im Alltag sehnen. Und das sogar mit Erfolg.

Ich glaube, ich bin in der Tat ein wenig selbstbewusster geworden.

Dazu hast du, liebe Yvonne, auch einen nicht geringen Anteil beigetragen. Deine Unterstützung und dein Engagement vom ersten Tag bis heute sind sehr kostbar für mich. Danke.

Ich kann also mit Fug und Recht sagen, dass mein „Nextself“ nicht nur der Ratgeber ist, sondern in meinem Fall sogar meine ganze Persönlichkeit betrifft, ich bin in diesem Projekt weit über mich und meine Grenzen hinaus gewachsen. Diese Rückmeldung bekomme ich von meinen Lieben, die sich sehr für mich mitfreuen.

Und was sind deine nächsten Pläne?

Da fragst du mich jetzt was:

  • Ein Dezember-Survival-Kalender, (31 Sehsternchen auf dem Weg durch den verrücktesten Monat im Jahr)
  • Ein Jahresplaner über die 12 großen „ABER, ABER“ im Leben hochsensibler Menschen mit Tagebuch und Selbstfürsorgeprogramm
  • Ein Mitmach-Buch über ART-gerechtes Leben und die Lebens-ART von sensiblen Wesen (über Gaben und Aufgaben)
  • Ein 40 Tage-Kalender: „fasten“ von Perfektion und Anpassungsversuchen

Und, psst, das wird sicher noch etwas dauern, aber das wird richtig gut:

Tief in meinem Gedankenpalast liegt irgendwo das Skript für mein erstes Kinderbuch, nicht nur für hochsensible Kinder, auch für Eltern, Pädagogen und Großeltern, Erziehe ,etc.

„Die Abenteuer des kleinen Seesterns EMO“

Und da geht’s schon wieder los …

Die kleinen Geschichten rund um das hochsensible Seesternchen Emo könnten z. B.

  • Emo und seine Freundin Carolin Krake,0
  • Emo trifft Theo Tintenfisch,
  • Emo besucht Sabine Seelachs,
  • Emo rauft sich mit Rico Rochen

heißen.

Ach, Emo… Wäre es doch schon soweit.

Auch das ist typisch hochsensibel, tausend Ideen und am liebsten gleich loslegen.

Nein, mein nächstes Projekt besteht tatsächlich darin, noch pünktlich vor dem 1.Dezember 2020 meine 31 Sehsternchen in ein schönes weiches Booklet zu kleiden, so als Lichtblick für die Tage in diesem äußerst anstrengenden Monat.

Natürlich gerne wieder mit dir gemeinsam.

Vielen Dank und herzliche Grüße

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