Ich bin großer Fan davon, als Autor*in Tagebuch zu führen. Meine wichtigsten Gründe dafür habe ich dir bereits in einem anderen Artikel vorgestellt. Wenn du nun davon überzeugt bist, dass es absolut unerlässlich ist, auch selbst ein Tagebuch anzufangen, fehlt dir wahrscheinlich nur noch eins: Die richtige Idee, was du in dieses Ding reinschreiben sollst.
8 Ideen, was du in dein Tagebuch schreiben kannst
Dafür habe ich natürlich auch ein paar Anregungen. Wenn du schon einmal Tagebuch geführt hast, gehst du wahrscheinlich davon aus, dass man dort einfach immer festhalten muss, was den Tag über so passiert ist. Das kannst du so handhaben, musst du aber nicht. Denn schließlich ist es dein Tagebuch, und du darfst es nutzen, wie du möchtest. Gerade als Autor*in profitierst du am meisten davon, wenn du es mit deinem Schreiben verbindest, also literarisch schreibst oder Ideen sammelst. Sogar Schreibübungen kannst du täglich einfügen. Anregungen dazu findest du hier: Schreiben in fünf Minuten – die 10 effektivsten Schreibübungen.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Du kannst in dein Tagebuch alles schreiben, was du willst: Es ist ja schließlich deins.[/perfectpullquote]
Idee 1: Dein Tag
Das ist der Klassiker, den jeder kennt. Reflektiere abends einfach 15 bis 30 Minuten lang deinen Tag und schreibe auf, was passiert ist und was dich bewegt hat. Diese Übung hilft dir auch, dich an die guten Ereignisse des Tages zu erinnern und die nicht so schönen besser einzuordnen. Vielleicht gibt es auch mal gar nichts zu berichten, aber meistens fallen einem doch einige Dinge ein, wenn man über den vergangenen Tag nachdenkt.
Eine Variante dieser Übung ist, dass du dir morgens schon ein paar Minuten Zeit nimmst, um deine Erwartungen an den Tag zu formulieren. Abends kannst du diese dann abgleichen.
Idee 2: Gedanken zu aktuellen Themen
Viele Schriftsteller*innen führen Tagebücher so, dass sie ihre Gedanken zum Tagesgeschehen festhalten. Das macht es so spannend, sie später zu lesen, da nicht nur die Innenwelt des Autors, sondern seine persönliche Einordnung tagesaktueller Ereignisse Teil seiner Aufzeichnungen ist.
Wenn du regelmäßig Zeitung liest, bietet sich diese Variante besonders an. Denn dann hast du ohnehin etliche eigene Gedanken zu dem, was du da liest. Suche dir ein Thema je Tag heraus und schreibe dazu auf, wie deine Meinung ist, was du glaubst, wie sich diese Sache entwickelt und was deine Hoffnungen und Befürchtungen sind.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Viele Schriftsteller*innen führen Tagebücher so, dass sie ihre Gedanken zum Tagesgeschehen festhalten.[/perfectpullquote]
Idee 3: Aphorismen
Ein Aphorismus besteht nur aus einem oder wenigen Sätzen und fasst eine Idee oder eine tiefere Einsicht rhetorisch gekonnt zusammen. Ein Beispiel für einen Aphorismus von Aristoteles: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Viele Autoren haben ihre Ideen in Aphorismen verpackt. Sie sind in aller Regel eingängig, leicht zu merken und überraschend tiefsinnig.
Aphorismen sind kurz, aber lasse dich dadurch nicht täuschen. Natürlich ist es umso schwieriger, sie zu verfassen. Aber an einem Tag, an dem du nichts Berichtenswertes für dein Tagebuch hast, kannst du dir auch Zeit nehmen und einen deiner Gedanken in einen Aphorismus „gießen“.
Idee 4: Berichte über Reisen
Eine tolle Möglichkeit, Tagebuch zu führen, wie Goethe es schon getan hat, ist das Reisetagebuch. Denn auf einer Reise passieren zwangsläufig andere Dinge als im Alltag, sodass du nicht in die Verlegenheit kommen wirst, keine Inhalte für den Tag zu haben. Beschreibe nicht nur den Reiseverlauf, sondern notiere alles, was dir bemerkenswert erscheint. Das Licht ist anders als Zuhause? Du entfliehst zum ersten Mal seit Langem dem Lärm der Stadt? All das ist es wert, beobachtet und notiert zu werden.
Das Ergebnis ist dann nicht nur ein Bericht über deine Reise, sondern du gewöhnst dir gleichzeitig an, auf Reisen (aber nicht nur da) die Welt mit anderen Augen zu betrachten – und nimmst so eine ganze Menge für dich mit.
Idee 5: Gedichte
Gedichte zu schreiben kann beängstigend sein, denn in kaum einer Textart gibt man so viel über sein Innerstes preis. Daher ist dein Tagebuch genau der richtige Ort für deine Gedichte, denn du bestimmst, wer sie zu Gesicht bekommt.
Emotionen lassen sich so noch einmal ganz anders festhalten. Außerdem trainierst du deine lyrische Ausdrucksfähigkeit. Und wer weiß, vielleicht findest du ja Gefallen daran, Gedichte zu schreiben, und setzt dies auch außerhalb deines Tagebuchs fort.
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Gedichte zu schreiben kann beängstigend sein, denn in kaum einer Textart gibt man so viel über sein Innerstes preis.[/perfectpullquote]
Idee 6: Dein aktuelles Schreib-Projekt
Warum nicht über das Schreiben schreiben? Wenn du deine Arbeit reflektieren möchtest oder gar künftige Leser an deinem Projekt teilhaben lassen möchtest, hast du dein Tagebuch-Thema spätestens jetzt gefunden. Du kannst über Fortschritte, Hindernisse, Frustration und Erfolgserlebnisse schreiben. Natürlich kannst du das Ganze auch in einen Blog packen und diesen nutzen, um deinem Roman schon vor Fertigstellung eine Fan-Gemeinde zu organisieren. Oder du nutzt dieses Tagebuch, um dich selbst immer wieder zu motivieren. Denn wenn du siehst, wo du gestartet bist und wie du dich über Fortschritte gefreut hast, hilft dir das, Kraft und Energie für dein Projekt zu bündeln.
Idee 7: Lese-Tagebuch
Als Autor ist es wahrscheinlich, dass du viel liest. Das empfehle ich zumindest immer wieder. Um den Genuss an einem Buch noch zu erhöhen, kannst du auch ein Lesetagebuch führen. Das ist einigermaßen aufwendig, so dass ich es längst nicht bei jedem Buch mache, das ich lese. Manchmal möchte ich auch einfach nur genießen.
Wenn du aber ein besonderes Buch liest, von dem du dir sehr viel erwartest, ist ein Lese-Tagebuch vielleicht genau das Richtige für dich. In einem Heft, das du am besten ins Buch legst, notierst du alles, was dir zu dem Gelesenen durch den Kopf geht. So ein Lese-Tagebuch später noch einmal zu lesen, ist ein ganz besonderes Erlebnis, denn so intensiv erlebt man Bücher normalerweise nicht.
Wenn du lieber in dein „normales“ Tagebuch schreiben möchtest, kannst du abends auch deine Eindrücke über das Buch kurz festhalten.
Idee 8: Gib dir eine Orientierung durch Fragen
Wenn dir alle anderen Ideen nicht liegen und du abends vor deinem Tagebuch sitzt und nicht weißt, was du schreiben sollst, habe ich noch einen weiteren Tipp für dich: Gib dir Struktur durch Fragen vor. Beantworte beispielsweise die Frage „Was siehst du, wenn du aus dem Fenster schaust?“ und schreibe einen Tagebuch-Eintrag dazu.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Anregungen helfen.